Dartitis - warum? Und wie überwindet man sie?


Gedanken von David Fatum


Ich habe in letzter Zeit ein paar E-Mails erhalten, in denen man mir Fragen zur Dartitis gestellt hat. Ich habe viele große Spieler gekannt (Eric Bristow, Mark Walsh, Richie Burnett) und auch einige die nur denken, dass sie große Spieler sind (wen meine ich da wohl), die darunter gelitten haben.
Während meiner Zeit an der Universität habe ich mich sehr für Sportpsychologie interessiert und ein paar Vorlesungen besucht, bevor ich zur Sport Therapie wechselte und ich habe auch mit Sport-Psychologen gearbeitet, weiß also schon, wovon ich rede.

Was ist denn "Dartitis" eigentlich? Eine gute Definition, die ich gefunden habe, lautet: "Dartitis ist ein Leiden, dass Dartspieler befallen kann und ernste Auswirkungen auf ihre Leistung und ihre Ergebnisse haben kann". Sie kann mit dem Yips verglichen werden, einem Ausdruck, der benutzt wird, um den unerklärlichen Verlust der Feinmotorik zu beschreiben.
Der Begriff wird im Zusammenhang mit Spielern benutzt, die mit irgendeiner Art von psychologischem Problem zu kämpfen haben, das ihre Technik und/oder den Abwurf der Darts betrifft. Im Grunde meint es, dass man seinen Dart nicht mehr loslassen kann.

Aber warum? Warum? Ist der Grund dafür, dass der Spieler zu sehr auf das Ergebnis fokussiert ist und, weil das Gehirn Versagen befürchtet, es versucht das zu verhindern, es sagt: " Wenn Du den Dart nicht wirfst, kannst Du auch nicht versagen?" also sagt Dein Verstand "Stopp", wenn Du am Wurf bist? Viele Spieler beschränken ihren Blick auch sehr auf das Gewinnen vielleicht besser, nicht verlieren und bauen dadurch zuviel Angst und Druck auf. Ich bin mal einem Kumpel begegnet, der sagte zu mir: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Du es bekommst" und ich antwortet "nein, werde ich nicht, weil mich der Sieg nicht interessiert, mich interessiert nur meine Leistung."

Wenn Du schon andere meiner Artikel gelesen hast, hast Du diese Zeile schon einmal gehört: Du kannst das Gewinnen nicht kontrollieren, aber Du kannst kontrollieren, wie gut Du spielst. Wenn Du sehr gut spielst, heißt das noch lange nicht, dass Du auch gewinnen wirst. Ein verrückter Gedanke, aber er ist zutreffend.
Wenn ich hingehe und 140, 180 160 werfe, könnte man sagen, dass ich gewinnen werde. Vielleicht gewinne ich auch, wenn ich jetzt aber zum Beispiel gerade gegen Phil Taylor spiele und er wirft 180, 180 und ein 141er Finish? Habe ich nicht gerade eine tolle Leistung gezeigt? Habe ich schon. Und habe ich gewonnen? Nein - aber ich habe meinen Job erfolgreich erledigt, also ist das ein positives Ergebnis für mich.
Ein Spieler, der zuviel Wert auf das Gewinnen legt, würde sagen, er habe versagt - für ihn wäre es also ein negatives Ergebnis. Ein etwas extremes Beispiel, dass aber zeigt, was ich meine.

Ich habe vor ein paar Wochen erst wieder angefangen zu spielen, nachdem ich fast ein Jahr lang nicht mehr an Dartturnieren teilgenommen hatte und trotzdem spiele ich besser, als je zuvor. Ich trainierte mit einem alten vorsichtigen Veteranen, der frustriert war, weil "er nicht wieder so gut werden konnte" wie er einmal gewesen war. Er fragte mich um Rat und ich gab ihm zwei Tipps mit auf den Weg: Vergiß, wie gut Du gewesen bist - weil Du heute einfach nicht mehr der Kerl von damals bist und der zweite Tipp war: Mach all das, was Dich so gut gemacht hat. Entwickle eine geschmeidige Bewegung und trainiere sie dann jeden Tag Stunden lang. Ich bekomme meine Form genauso zurück, wie ich sie entwickelt habe, indem ich hart daran arbeite. Ich bin nicht einfach so ein guter Dartspieler, ich arbeite hart, damit ich gut werde. Ich sage nicht: Vor zwei Jahren wäre das für mich leicht gewesen, weil es keinen interessiert, was vor zwei Jahren war, nur das interessiert, was Du heute machst.

Wie also bringe ich es wieder in Ordnung?

Höre erste einmal damit auf, Dir Sorgen darüber zu machen, ob Du gewinnst oder nicht und akzeptiere, dass Du wieder auf dem Stand eines Anfängers bist. Du hast es trotzdem leichter, einige der Lektionen hast Du bereits gelernt, Du beginnst also nicht wieder bei Null, aber Du bist ein Anfänger, also tu auch das, was ein Anfänger tun würde: konzentriere Dich darauf, einen geschmeidigen Wurf zu entwickeln, stelle wieder eine Verbindung zwischen Auge und Hand her. Einfach, nicht wahr? Na ja, es ist einfach und auch nicht. Wichtig ist, dass Deine Leistung für Dich im Vordergrund steht und nicht das Ergebnis. Du kannst eine tolle Leistung zeigen und trotzdem verlieren, Du kannst aber auch schlecht spielen und trotzdem gewinnen - Deshalb kann es auch vorkommen, dass ich trotz eines Siegs unzufrieden bin, weil einfach meine Leistung nicht stimmte.

Du solltest vergessen auf die "20" zu werfen und statt dessen einfach auf ein Ziel werfen. Was ich Dich als erstes tun lassen würde, wäre so viele verschiedene Darts in die Hand zu nehmen, wie möglich, auch gemischte Sets und mit allen auf das Board zu werfen.
Als ich meinen eigenen Wurf entwickelte, hatte ich 50 Darts verschiedenster Gewichts-Klassen, Größen und Längen, weil das überhaupt nicht wichtig war. Ich möchte meinen Wurf verändern und dazu muss ich so viel wie möglich werfen, bis der Wurf immer gleich ist. Bevor das nicht der Fall ist, kannst Du kein Zielfeld treffen. Werfe einfach!!
Was ich immer getan habe war, einen Dart zu werfen und dann alle anderen Darts zu diesem Dart zu werfen. Das habe ich Stunden lang gemacht, Tage lang, Wochen lang, bis ich diesen ersten Dart mit allen anderen traf.
Wenn Dein Wurf wieder geschmeidig ist, dann kannst Du wirklich auf ein Zielfeld werfen, auf ein großes Segment vielleicht. Du solltest es in 60 Prozent der Fälle treffen, bevor Du Dich dem nächsten Segment zuwendest und schließlich auf alle Felder des Boards wirfst.
Wenn Du besser wirst, kannst Du auf die Doppel werfen und dann auf die Tripel. Denke weiter daran, dass Du einfach auf ein Zielfeld wirfst, manchmal ist es ein großes Segment, manchmal vielleicht ein kleines, ein Tripel. Ich weiß, wenn meine Bewegung geschmeidig ist, werde ich das Segment treffen, auf das ich ziele. Wenn ich einen Wurf zum Sieg brauche sage ich mir nicht "Treffe die Doppel 16 und Du gewinnst" weil das Ergebnis orientiert ist. Schon wenn der Gedanke an den Sieg in meinem Kopf auftaucht, ist da auch der Gedanke an eine Niederlage nicht weit. Ich sage zu mir: "Werfe diesen Dart hier so geschmeidig wie möglich in dieses grüne Feld da." Kannst Du so einen Gedanken in Deinem Kopf irgendwie in etwas Negatives verändern? Auf keinen Fall.

Weil Du jetzt wieder auf dem Stand eines Anfängers bist, solltest Du das machen, was ein Anfänger macht, um gut zu werden. Du musst wirklich von vorne anfangen, und Deine Einstellung zum Dartspiel ändern. Leute, die unter Dartitis leiden, haben oft ein Selbstbild entwickelt, dass am Gewinnen orientiert ist. Wenn sie gewinnen, sind sie toll und wenn sie verlieren, sind sie Mist. Selbst wenn Du jedes Spiel verlierst, an dem Du beteiligt bist, bist Du vielleicht kein guter Dartspieler aber es spiegelt überhaupt nicht wieder, was für ein Mensch Du bist.

Um sich von Dartitis erholen zu können, gibst es sicher noch jede Menge anderer Wege und unzählige Ideen, das soll nur ein möglicher Ausgangspunkt sein. Ich habe auch von Leuten gehört, die im Dunkeln werfen oder die das Board abdecken, aber hilft das wirklich? Es hindert Dich daran zu sehen, wohin Du wirfst und einfach Deinen Wurf zu entwickeln.

Aber viel entscheidender ist es zu lernen, dass Deine Leistung wichtiger ist als der Sieg oder ein Treffer und werfe einfach Darts, auf einen anderen Dart. Meine letzte Anregung, die ich anzubieten habe ist: "Höre auf davon zu reden, dass Du darunter leidest"!!!. Sage lieber etwas positives wie "Ich arbeite gerade daran , meinen Wurf geschmeidiger zu machen" oder "Oder ich arbeite daran, meine Zielfelder sicherer zu treffen".

Viel Glück. Mache, was die Champions machen, um zu Champions zu werden und Du wirst selbst einer.






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