Kein Glücksdart

Eines der guten Dinge bei meinem Job ist es, dass sich manchmal dabei Arbeit und Spiel erfreulich verbinden, ganz besonders dann, ein neues Dart-Design getestet wird. Wenn alle physikalischen Maße maßgenommen sind, alle aerodynamischen Berechnungen gerechnet sind und alle Flugcharakteristika charakterisiert sind, dann gibt es einfach keinen anderen Ersatz für das letzte, experimentelle Vorgehen - ein Set in die Hand zu nehmen und es immer wieder aufs Board zu werfen.

Es hilft natürlich dabei, wenn die Person die wirft, im Dartsport gut ist, also ist es etwas unglücklich, dass ich das nicht bin. Diese Affen hätten schon längst ihren letzten Punkt hinter ihr letztes Shakespeare Stück gesetzt, bevor ich einen Neun-Darter geworfen hätte. Was bedeutet, dass ich zum Testen oft auf die Hilfe von jemandem setze, für den, nicht wie für mich, eine Tripel 20 ein Zufallstreffer oder ein Glücksdart ist (Othello, IV Akte, Erste Szene, falls du dich wunderst. Aber wahrscheinlich weißt du das ohnehin!)

Ich habe aber in diesem Zusammenhang eine sehr nützliche Fähigkeit. Meine lebenslange Beschäftigung mit Sport Coaching hilft mir individuelle Stile einzuschätzen und nachzuahmen, was sich auszahlt, wenn ich Ausrüstung teste, die für einen Profi gedacht ist, selbst wenn meine Ergebnisse weit von deren Standard entfernt sind.

So habe ich auch kürzlich ein neues Barrel Design getestet, dass einem bestimmten Team Unicorn Spieler liegen sollte. Habe ich damit eine Menge 180er geworfen? Nein! Aber haben sie mehr geleistet als das bisherige Set in den Kontroll-Test, die dafür sinnvoll, wenn der Spieler sie jetzt einmal ausprobiert? Na ja, noch nicht, nicht, bis nicht einige restliche Produktionsprobleme gelöst sind. Was bei einem Prototyp in Ordnung ist, befriedigt beim fertigen Produkt noch nicht unbedingt.

Aber sobald diese Probleme gelöst sind, ist es ein schöner Gedanke, dass das neue Design, dass ich da getestet habe, ans Tageslicht kommt oder möglicherweise auch ins "Fernsehlicht" auf einer Turnier Bühne. In wessen Hände denn, wirst du fragen? Wird "The Power" eine Phase 8 halten? Oder vielleicht Barney eine neue RVB Phase? Oder irgendein anderer unter all den Unicorn Weltmeistern, Maestros, Contendern, etc.? Ich verrate es noch nicht, aber wenn es soweit ist, lasse ich es euch wissen.

Und jetzt, das ist allerdings kein Hinweis (wirklich nicht!), wenn wir gerade von Barney sprechen, denke ich, dass es an der Zeit ist, dass ich mein "Technik Spotlight" auf einen der elegantesten Dartspieler richte. Viel Spaß und hoffentlich bis bald!




Technik Spotlight - Raymond van Barneveld




Wenig ist im Dartsport majestätischer als der Anblick von Raymond van Barneveld wenn er richtig in Fahrt ist, sein entspannter Wurf mit dem er seine stiftförmigen Barrels von 50 mm Durchmesser mühelos in ihr Ziel bringt. Aber wie genau macht er das?

Es hilft sicherlich, das er ziemlich groß ist, 6' 3 oder so und einen vorderen Fuß seitlich ausgestellten, nach vorne lehnenden (wenn auch ausbalancierten) Stand hat, was bedeutet, dass er nicht so schnell werfen muss wie ein kleinerer Mann. Um den gleichen Einflugwinkel mit dem er die Tripel 20 trifft zu bekommen, kann er rund 10 Prozent langsamer werfen als zum Beispiel Phil Taylor, der 5' 8" groß ist. Er könnte das zumindest, wenn er in der Mitte des Oches stehen würde, da er aber eher auf der rechten Seite steht ist sein Vorteil nicht ganz so groß.

Barneys Vorliebe für diese Position könnte seine Wurzeln in einem leichten Hang zur Linkshändigkeit haben (so viel ich weiß wirft e r auch mit Links nicht schlecht) aber ausschlaggebender ist die Tatsache, dass er ziemlich breitschultrig ist, er scheint es angenehmer zu finden, seinen Oberarm ganz klassisch vertikal zu halten während er ihn beinahe vor sein rechtes Ohr zurückzieht, das heißt, seine Darts müssen von rechts nach links reisen, damit sie zurück zu seiner "Augen-Linie" kommen.

Die Darts selbst werden in einem Griff gehalten, der sich über die Jahre geringfügig verändert haben, jetzt ist ganz charakteristisch, wie die Spitze des Daumens den Barrel gegen einen ziemlich vertikalen Zeigefinger klemmt, beinahe so weit unten wie das zweite Gelenk (das proximale Interphalangeal - um einen Fachausdruck zu benutzen). Dieser Klemmgriff liegt dicht am Gleichgewichtspunkt, dadurch können sich der zweite und der dritte Finger um die Spitze krümmen, während der kleine Finger leicht abgespreizt wird.

Das Dart wird flach oder leicht nach unten weisend auf die Reise geschickt und dringt auch ziemlich flach ins Board ein, Charakteristika, die Barney schon ab und zu den Vorwurf einbrachten, er würde versuchen, die Taktik des Stapelns von "The Power" zu kopieren, obwohl dieser es vorzieht, wenn seine Darts leicht mit der Spitze nach oben im Board landen. Allerdings sind auch die Unterschiede - abgesehen von der Größe und nur bezogen auf die technischen Aspekt, die zwischen diesen beiden Legenden des Sports stehen, sehr begrenzt.

Zurück zu Barneys Wurf - wenn der Dart losgelassen wird, strecken sich alle Finger dem Ziel entgegen, dadurch bewegt sich der Zeigefinger im Hinblick auf den Daumen etwas nach oben und gibt so dem Dart einen gegen den Uhrzeiger gerichteten Spin mit auf den Weg. Der Follow-Through, wenn auch schön gerade ausgeführt, wird nicht über betont, was zum mühelosen Aussehen des Wurfs beiträgt.

Ein weiterer Faktor, der wirklich das Aussehen unterstützt, ist die leicht vorbreitende Vorwärtsbewegung seiner Darts kurz bevor er sie zurückzieht. Auch andere Spieler machen eine solche Bewegung - Terry Jenkins zum Beispiel - aber bei ihnen ist sie meisten nicht im gleichen Rhythmus wie der Wirf. Üblicher Weise gibt es entweder eine Pause am Ende der Bewegung bevor der Dart zurückgezogen wird oder eine größere Beschleunigung in den folgenden Wurf. Aber Barney macht keins von beidem - nur ein ganz subtiler Punkt, aber einer, der dazu beiträgt, dass sein Wurf so entspannt wirkt.

Es gibt keinen Zweifel daran, dass genau diese "Entspannung" Barney dazu verholfen hat, dass er so erfolgreich werden konnte. Ein Wurf in einem geschmeidigen Rhythmus ohne plötzliche Beschleunigung oder Verlangsamung, kann wiederholbarer und leichter zu kontrollieren sein. Aber natürlich kann es auch Nachteile geben. Wenn der Rhythmus verloren geht, wenn die Muskeln angespannter werden (vielleicht wenn im Kopf Zweifel aufkommen), wird die Form darunter leiden. Das ist der Grund dafür, warum die Barney Fans es gar nicht so gerne sehen, wenn ihr Mann nach einem schlechten Wurf seinen Kopf schüttelt.

Aber man muss nicht unbedingt ein Mitglied der Barney Army sein um ein Fan des seidenweichen Wurfs zu sein. Es gibt keinen Zweifel daran, dass "The Man" einer der größten Dartspieler aller Zeiten ist, hoffen wir, dass er nach lange das Oche zieren wird.






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