Das Doppel zum Sieg 20/19

Herzlich willkommen zu meinem ersten Uniblog 2019! Für diesen unterbreche ich meine nummerierte Serie zur Dart Flug Dynamik (freut euch nicht zu sehr - die Nummer sechs wartet bereits auf den Auftritt!) zum Teil, weil ich MVG zu seinem wohl-verdienten PDC Sieg (guter Versuch, Bully Boy!) als auch Glen "Duzza" Durrant zu einem dritten BDO Weltmeistertitel in Folge und "Miracle" Mikuru Suzuki und dem 13 Jahre alten Leighton Bennett zum ersten von möglicherweise vielen Titel gratulieren möchte. Gut gemacht!

Überwiegend bin ich aber deshalb vom geraden Weg abgekommen, weil der Beginn des Jahres 2019 eine unwiderstehliche Möglichkeit bietet einen weiteren Blick auf eine Frage zu werfen, die ich schon einmal kurz erwähnt habe - nämlich ob die Tripel 19 möglicherweise einen Vorteil gegenüber der Tripel 20 als wichtigster Zielpunkt des Scorings haben könnte. Wenn man das statistischen Standard -Konzept einer "normalen" Verteilung benutzt, zeigt es sich - wenn man von der gleichen Treffsicherheit auf beide Ziele ausgeht - dass für Spieler mit einem drei-Dart Durchschnitt von über rund 60 die Tripel 20 höhere Scores bringt als die Tripel 19. Für uns weniger Treffsichere aber ist es etwas produktiver auf die Tripel 19 zu zielen, da die danebenliegenden Zahlenfelder 7 und 3 höher sind als die der 20 mit 5 und 1. So weit so gut.
Anders schaut es bei den Top Spielern die einen Durchschnitt von um die 100 haben aus. Selbst wenn die Treffer Genauigkeit bei beiden Feldern die gleich wäre liegt der tatsächlich Unterschied wenn man auf das 20ziger Feld zielt durch den 7 und 3 v den 5 und 1 Faktor bei 4 zu 3 pro Wurf.

Nun aber zum zentralen Punkt dieser Diskussion. Ist die Annahme einer gleichen Treffergenauigkeit überhaupt aufrecht zu erhalten? Theoretisch eigentlich eher nein, da ein durchschnittlich großer Spieler seine Darts ungefähr auf der Höhe des Bulls abwirft. Bei 5'8" Fuß oder 1,73 m heißt das, dass durch die Schwerkraft in Richtung auf das niedrigere Ziel die Flugzeit bei einem durchschnittlich schnellen Wurf rund drei Prozent kürzer ist. Was bedeutet, dass die Zeit für eine ungewollte seitliche Abweichung zwischen Abwurf und Auftreffen auf das Board ebenfalls drei Prozent kürzer ist. Wenn auch die Senkrechte des 20ziger Felds verglichen zur Neigung des 19ner Felds ein Gegengewicht sein könnte, könnte es zumindest ein psychologischer Vorteil sein wenn man auf die 19 zielt da die Flugbahn flacher ist und damit näher an der Sichtlinie des Spielers.
Für weniger große Spieler könnte der Vorteil auf die Tripel 19 zu zielen - weil die Flugzeit verglichen zu einem Flug auf die Tripel 20 bei einem Spieler der 5 Fuss groß ist 4,5 Prozent kürzer wäre, also 50 Prozent mehr als bei einem 5'8" Fuss großen Spieler - noch größer sein. Wenn sich das direkt in der Treffsicherheit niederschlagen würde, würden theoretisch lediglich Spieler deren Durchschnitt über 80 liegt überhaupt einen Vorteil haben, wenn sie auf die Tripel 20 und nicht die Tripel 19 werfen würden. Aber genug der Theorie. Zeigen die Live Statistiken in der Praxis tatsächlich irgendwelche Anzeichen für eine solche Auswirkung?

Passende Statistiken verdanke ich dem PDC Statistik König Christopher Kempf , der sorgfältig all die vielen tausend Darts aufgezeichnet hat, die in den letzten beiden PDC Weltmeisterschaften geworfen wurden (und werft in diesem Zusammenhang auch einen Blick auf Chris Artikel "Running for Cover" auf der PDC Seite, in dem es drum geht, wie MVGs Sicherheit auf der Tripel 19 ihm dabei geholfen hat, seinen dritten Weltmeister Titel zu gewinnen).
In den Statistiken der beiden Weltmeisterschaften waren die durchschnittlichen Chancen die Tripel 20 und die Tripel 19 zu treffen ungefähr gleich, so ungefähr 39 Prozent. Das ist schon einmal interessant, da die meisten Spieler sehr viel mehr trainieren die 20 zu treffen als die 19 und auch deshalb, weil die 19 wahrscheinlich überwiegend eine "Wechselfeld" ist und nicht beständiges Ziel für drei Darts nacheinander, was die Chance zu treffen eigentlich verringern sollte. Tatsächlich hat mir Chris gesagt, dass die Statistiken von 2019 zeigen, dass die Chance mit seinem ersten Dart die Tripel 20 zu treffen lediglich bei 33,54 Prozent liegt.

Ein Weg alle möglichen Faktoren auszuschließen und einen fairen Vergleich zwischen der Treffer Genauigkeit im oberen Teil des Boards und im unteren Teil des Boards zu ermöglichen könnte es sein einen Blick auf den Treffererfolg im unteren Teil und den im oberen Teil zu werfen ( das heißt in den Feldern unterhalb der 11 und der 6 und den Feldern oberhalb der 11 und der 6).
Hier zeigen die Statistiken der Weltmeisterschaft einen Unterschied von zwei Prozent zugunsten der unteren Doppel für das Turnier von 2018 (43 Prozent v 41 Prozent) und einen Unterschied von mehr als drei Prozent zugunsten der unteren Doppel für 2019 (40,5 Prozent v 37 Prozent).

Was will ich also mit all dem sagen? Ich will sicher nicht vorschlagen, dass Spitzenspieler, die während ihrer ganzen Karriere mit gutem Erfolg auf das Feld im Dachgeschoss geworfen haben, plötzlich vollkommen auf das 57 Feld im Keller umschwenken sollen. Was ich meine, ist, dass Spieler jeden Standards, vor allem die, die nicht allzu groß sind, die auf der Tripel 20 nicht so erfolgreich sind, wie sie es verdienen würden, nicht zu stolz sein sollten, ihre Augen und Darts etwas weiter zu senken, um wenigstens einmal eine Zeit lang zu versuchen, wie es ihnen dabei geht. Sollte es natürlich wirklich so gut laufen, dass sie ihre Legs mit fünf Mal der Tripel 19 in Folge beginnen, sollten sie nicht vergessen doch rechtzeitig wieder nach oben wechseln, wenn sie irgendwann einmal einen Neun-Darter erzielen möchten!







Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum