Dart auf dem Roten Platz (oder Fuck You, Putin)
Bei all dem, was gerade auf der Welt geschieht (Fuck you, Putin) scheint es mir die passende Zeit zu sein, mich noch einmal an meinen Besuch und die 32 Tage, die ich auf einem Fahrrad durch Russland gefahren bin, zu erinnern. Es war nervtötend. Wirklich. Was eigentlich eine Woche Guinness Testen mit drei Kumpeln in Dublin hätte werden sollen, entwickelte sich irgendwie in einen einen Monat dauernden 2000 Meilen langen Fahrrad Trip von Dublin nach Moskau. Fragt mich nicht, wie das geschehen konnte. Ich erinnere mich selbst nicht mehr daran.

Woran ich mich aber erinnere ist, dass mir versichert wurde, dass es ein geiler, erinnerungswürdiger Monat werden würde, bei dem ich mehr als genug Gelegenheiten haben würde die Pubs und die lokalen Biere entlang der Route zu erforschen und ein paar Darts zu werfen - von Dublin, durch England, Holland, Deutschland, das ehemalige Ostdeutschland, Polen, Weißrussland und quer durch Russland bis Moskau.

Nun ja, meine Freunde sind Schwachköpfe! Die Wahrheit ist, dass ich nie genug Energie am Ende jeden Tages nach einer Fahrrad-Etappe übrig hatte um mehr zu tun, als mir Kohlehydrate hineinzuschaufeln und dann auf dem Boden einzupennen. Ich konnte meine Wurfarm kaum anheben und schon gar nicht auf einem Barhocker sitzen. Meine Haare schauten aus wie - nun ja, wie Haare eben aussehen, wenn sie 32 Tage lang unter einen Plastik Helm gequetscht sind. Und, am Schlimmsten (und das ist wirklich schlimm) - ich besitze Beweise dafür, dass wenn du jeden Tag 10 Stunden auf einem Fahrrad sitzt, das vitalste aller männlichen Organe in einen Soft- Dart verwandelt wird.

Jetzt, nachdem der Höllenritt vorbei ist, ist es mir gelungen, in Moskau eine Dart Bar zu finden und sie ist einen Besuch wert. Sie heißt Amardillo und man findet sie ganz in der Nähe des Roten Platzes am Khrustal'nyi per., 1 Haus 86. Die Außenseite ist wegen der Bauweise ein Chaos, aber innen ist es gar nicht so schlecht.

Die amerikanischen Besitzer versuchen dem Ganzen ein amerikanisches Ambiente zu geben, haben aber dafür noch einiges zu tun. Der Lokal ist aber sicher (sie haben eigene Security) und die Bedienung durchaus ein bis zwei Stufen besser als in ähnlichen Etablissements wo sich Russlands neue Kapitalisten immer noch nicht bewusst darüber sind, wie eng die Verbindung zwischen einem engen Pullover der Kellnerin, ihrem Lächeln und der Größe des Trinkgelds tatsächlich ist. Die Preise sind niedrig. Ein Bier wird dich rund 5 Dollars kosten, was für Moskau ein recht guter Preis ist, aber die Einheimischen trinken nichts als Wodka. Die Verpflegung in diesem Pub, der einem amerikanischen Pub ähnlich ist, ist natürlich mexikanisch - aber sie ist immer noch um Längen besser als die russischen Grundnahrungsmittel Borscht, Brot, Kohl und Kartoffeln.

Das Armadillo ist bei weitem nicht der netteste Pub in Moskau (wenn du auf der Suche nach einem tollen Ort bist, geh in die Bar des Metropol Hotels, die dort arbeitenden Mädchen schauen aus wie aus dem Playboy), aber es hat Atmosphäre, Live Musik an den Wochenenden (Country Juan und the Comrades glaube ich) und ein relativ junges, anspruchsvolles Publikum. Und wie ich bereits vorher erwähnte, es ist sicher - was im heutigen Russland tatsächlich etwas Bemerkenswertes ist, da die lokale Mafia in derartigen Lokalitäten nahezu überall präsent ist.

Aber noch erstaunlicher und am aller wichtigsten ist, dass die Bar vier Dartboards hat. Sie sind umgeben von Pool Tischen (ich gehe davon aus, dass das wenn auch fälschlicherweise die Dekoration einer amerikanischen Bar ist, der immer nachgeeifert wird).
Ich bestellte also eine Flasche gepfefferten Wodka und habe ein paar Trainingswürfe gemacht. Ich goss mir etwas Wodka ein und spielte mit meinen Fahrrad-Freunden ein bisschen Pool während im Hintergrund Country Juan und the Comrades ihre Show ablieferten. Ich aß ein paar russisch/mexikanisch/amerikanische Burritos und spülte sie mit noch mehr Wodka hinunter.

Dann kehrte ich mit meinen Freunden wieder zum Roten Platz zurück, wo wir unsere gesamte Unterwäsche klugerweise bei einem Typen ohne Zähne in Hard Rock Café T-Shirts eintauschten, auch wenn es in ganz Moskau kein Hard Rock Café gibt.

Jetzt bin ich schon seit genau vier Stunden auf dem Heimflug und habe meine ursprünglichen Startpunkt Dublin bereits hinter mir gelassen. Das war der Ausgangspunkt für mehr als einen Monat in der Hölle. Mein Anhängsel funktioniert nicht mehr und meine Lieblingsklamotten hängen irgendwo in Moskau herum auf dem Rücken eines Obdachlosen.

Klar gibt es hier irgendwo eine Moral.

Nämlich die folgende fürchte ich - dass ich unter Schwachköpfen der Mann der Stunde bin.

Und noch einmal, Fuck you, Putin!

Vor Ort

Dartoid







Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum