Weltmeisterschaften Teil 1

Auch in diesem Jahr finden die Weltmeisterschaft der WDF und die PDC Weltmeisterschaft kurz nacheinander statt - die WDF Weltmeisterschaften enden am 7. Dezember, die PDC Weltmeisterschaft beginnt am 11. Dezember. Man hat also gerade einmal drei Tage Zeit, sich dazwischen zu erholen.

Wie eigentlich immer sind die WDF Weltmeisterschaften weitaus weniger spektakulär als die PDC Weltmeisterschaft. Die ersten Tage der WDF Weltmeisterschaften wurden in diesem Jahr nur gestreamt. In einem nicht wirklich brillanten Stream, aber eine Fernsehübertragung ist teuer und die WDF ist eine Amateurvereinigung, die über nicht wirklich viel Geld verfügt im Gegensatz zur professionellen PDC, die Turniere deutlich besser ins Bild setzen kann. Was mir tatsächlich bei den WDF Weltmeisterschaften besser gefallen hat war, dass es deutlich weniger Pausen in den Spielen und zwischen den Spielen gab und der Zeitplan dadurch deutlich straffer war.

Über die Qualität und die Höhe der Durchschnitte bei der WDF ist schon alles gesagt und geschrieben worden, trotzdem sind die WDF Weltmeisterschaften immer abwechslungsreich und durchaus spannend. Zuerst wechseln sich Spiele der Frauen und Männer ab, im weiteren Verlauf des Turniers kommen dann erst die Jungen und dann die Mädchen ins Turnier und die Nachwuchsspieler haben durchaus schon einiges zu bieten.

Insgesamt fiel das Frauen Turnier in diesem Jahr nicht so hochklassig aus wie die Jahre vorher - die besten Frauen um Beau Greaves spielen diesem Jahr alle bei der PDC Weltmeisterschaft mit und weder Mikuru Suzuki noch Aileen de Graaf waren in Bestform. Dafür präsentierten sich die Waliserinnen Rhian O'Sullivan und Eve Watson stark, die ebenfalls Erfahrung auf der Women's Series haben, wobei Watson in diesem Jahr nicht an ihr teilnahm. Insgesamt war das Teilnehmerfeld bei den Frauen sehr ausgeglichen - keine der Frauen dominierte wirklich und die einzige Spielerin, die einen Durchschnitt von über 80 ans Board brachte, war Deta Hedman, die älteste der Spielerinnen, in den Halbfinalen. Was deutlich zeigte, dass Hedman durchaus eine starke Spielerin ist, was bei ihr oft durch große Nervosität auf der Bühne überdeckt wird. In diesem Jahr war sie aber sehr entspannt und blieb es auch im Finale die meiste Zeit, was ihr tatsächlich den schon lange verdienten Weltmeistertitel einbrachte. Lange verdient deshalb, weil es wohl kaum eine Spielerin gibt, die mehr Titel auf dem BDO/WDF Circuit gewonnen hat als Hedman. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es jemanden gibt, der es ihr nicht gegönnt hat, dass sie sich endlich auch diesen Titel holen konnte.

Bei den Mädchen rechnete sich natürlich Titelverteidigerin Paige Pauling den Sieg aus und sie hatte wahrscheinlich auch gehofft, bei den Frauen einen guten Eindruck zu hinterlassen, aber es war nicht Paige Paulings Turnier. Möglicherweise war der Druck für sie zu hoch - sie erreichte auf jeden Fall nicht das von ihr sonst gewohnte spielerische Niveau und schied sowohl bei den Frauen als auch bei den Mädchen ziemlich sang-und klanglos aus. Statt Pauling spielte sich die ziemlich unbekannte Türkin Zehra Gemi in den Vordergrund, die zwei starke Auftritte hatte und sich den Titel sichern konnte - mit einem höheren Durchschnitt als Deta Hedman im Finale der Frauen. Schon beim World Masters hatten die jungen Türkinnen und Türken mit einem guten Wurf Stil und starken Leistungen beeindruckt - der türkische Verband leistet da anscheinend gute Arbeit.

Auch bei den WDF Weltmeisterschaften stand in diesem Jahr ein ganz junger Spieler im Mittelpunkt, einer, der tatsächlich bei seinem Debüt noch ein paar Monate jünger war, als Luke Littler - der junge Schotte Mitchell Lawrie. Anders als Littler nahm Lawrie aber sowohl an der Jungenweltmeisterschaft als auch an der Weltmeisterschaft der Männer teil und war sicherlich der Favorit auf den Titel bei den Jungen, den er sich dann aber gegen den Deutschen Florian Preis doch ziemlich erkämpfen musste.

Bei den Männern war es ziemlich schwer einen Favoriten auszumachen, aber sicherlich gehörten Jimmy van Schie und Titelverteidiger Shane McGuirk zum engeren Favoritenkreis. Zumindest manche deutsche Fans hatten auch auf Paul Krohne gehofft oder gar Liam Maendl-Lawrance, die beide aber kein wirklich gutes Turnier spielten und gleich wieder ausschieden- Eigentlich zeigten bei den Herren bis auf Mitchell Lawrie und Shane McGuirk und ab seinem zweiten Spiel auch Jimmy van Schie keiner der Spieler durchgehend gute Leistungen mit Durchschnitten von über 90. Für den Titelverteidiger war es Pech, dass er dann in der dritten Runde ausgerechnet gegen Jimmy van Schie antreten musste, der dort sein stärkste Spiel spielte.
Danach war es eigentlich klar, dass im Finale van Schie und Lawrie aufeinandertreffen würden. Van Schie war sicherlich im Vorteil, denn Lawrie war ja durch Jungen und Männer Turnier doppelt belastet - irgendwann musste er müde werden, zumal auch beide Finale am gleichen Tag innerhalb von ein paar Stunden stattfanden und schon das Jungenfinal über sechs Legs ging. Drei Legs konnte er im Finale zu Beginn gewinnen, danach wurde er schwächer und van Schie, der sich sicher auch aus Erfahrung seine Kräfte besser eingeteilt hatte, war von Lawrie nicht mehr zu stoppen. Schon dass der Schotte mit 15 Jahren überhaupt das Finale erreichte, war eine enorme Leistung, zumal er ja noch gar nicht so lange Dart spielt. Enttäuscht war er natürlich trotzdem. Es wird noch ein bisschen dauern, bis ihm klar wird, was er bei diesem Turnier geleistet hat. Jimmy van Schie war ein verdienter Sieger. Es ist allerdings anzunehmen, dass er nicht bei der WDF bleiben wird, sondern wieder in der Qualifying School der PDC sein Glück versuchen wird, vielleicht im dritten Anlauf mit mehr Erfolg.

Die WDF Weltmeisterschaften waren auch in diesem Jahr interessante Turniere, sie hätten auch vor Ort mehr Zuschauer verdient. Dart ohne Party kann durchaus unterhaltsam sein - selbst wenn der Sport so schnörkellos dargeboten wird, wie bei den WDF Weltmeisterschaften. Das am Ende die Titel an eine Türkin, eine in Jamaica geborene Engländerin, einen Niederländer und einen Schotten gingen rechtfertig die Bezeichnung Weltmeisterschaften zweifellos.






Kontakt © Global Darts. All Rights Reserved. Impressum