UK Open 2020 - Tag 1

Als ich nach dem ersten Tag der UK Open in Minehead an der Promenade von Butlins zu meiner Unterkunft lief, blinkten von der anderen Seite der Bucht die Lichter von Weston-super-Mare herüber.

Heute ist Weston eine wesentlich größere Stadt als Minehead, aber bis ins 19. Jahrhundert war es ein unbedeutendes Dorf mit 30 Häusern, bis es als Badeort entdeckt wurde. Überwiegend findet man dort einen schönen Sandstrand, allerdings gibt es auch Bereiche mit ziemlich gefährlichem Treibsand, die man besser vermeiden sollte. In der Nähe findet man Reste eines eisenzeitlichen Forts - einzige Spuren, dass die Gegend auch in früheren Zeiten besiedelt war. Während Minehead früher einen bedeutenden Hafen hatte, wurde erst 1820 versucht auch in Weston einen Hafen zu bauen. Isambard Kingdom Brunel wurde dort 1806 geboren, ein bedeutender englischer Ingenieur, der die Great Western Railway baute, die unter anderem 1841 Bristol mit seinem Heimatort verband und die die Touristen nach Weston-super-Mare brachte. Nach und nach wurde in Weston Spielhallen, Cafés, Hotels, Villen und alles was sonst zu einem Seebad gehört, gebaut. Auch in Weston gibt es wie in Blackpool einen Winter Gardens, in dem aber bisher noch keine Dartturniere ausgetragen werden. Stattdessen ist Weston für sein Motocross Rennen bekannt, das im Herbst am Strand stattfindet. Zwei Piers hat Weston aufzuweisen, einer nahe dem Stadtzentrum.

Im zweiten Weltkrieg wurden rund 10 000 Menschen nach Weston evakuiert. Da in der Gegend auch kriegswichtige Industrie angesiedelt war, fielen zwischen 1940 und 1942 deutsche Bomben und zerstörten große Teile der Stadt. Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut, allerdings nahm die Bedeutung als Ferienort seit den 1970 Jahren immer weiter ab, so dass die Stadt heute mehr auf Industrie und Verteilungszentren (unter anderem auch Lidl) setzt. Daneben ist sie heute auch Schlafstadt für Bristol und Weston College gehört heute zur Universität von Bath. Heute kommen viele Tagestouristen - überwiegend aus den West Midlands - und neben einem neuen Pavillon auf dem Pier wurde auch ein Freizeit Zentrum mit Indoor Skipiste geplant und genehmigt. Um es fertig zu stellen, fehlen aber die finanziellen Mittel..

Dicht an Weston führt auch die Autobahn M5 vorbei, die sicher auch etliche Dartspieler nach Minehead gebracht hat - auf jeden Fall Steve Brown, der ja in Bristol zuhause ist. Brown schied allerdings gleich in der zweiten Runde wieder aus, hatte aber wenigstens einen kurzen Heimweg. Der erste Tag des Turniers war wie immer ein langer Tag. Am Nachmittag wurden gleich drei Runden an allen 10 Boards absolviert - ich habe jede Menge Spieler und Spiele gesehen aber auch verpasst.. Christian Bunse und Harald Leitinger habe ich gar nicht gesehen, von Steffen Siepmann nur das erste Spiel.


Es schien, als wäre der Corona -Virus den Engländer vollkommen gleichgültig, Butlins ist voll wie jedes Jahr, Abklatschen, Handshake und Umarmungen finden statt wie immer. Das Einzige, was anders war als sonst war, dass an den Boards 3-8 auf den Tischchen ein Spender mit Handdesinfektionsmittel stand. Ich habe allerdings keinen einzigen Spieler gesehen, der das Mittel auch benutzt hätte. Ein bisschen mulmig wird einem da schon, aber ich musste selbst ja kein "Bad in der Menge" nehmen, sondern konnte zu allen Bühnen wie die Spieler den Hintereingang nehmen.

Am größten ist das Gedränge immer um die Boards 3-8 - dort ist aber auch wirklich nicht viel Platz für die Zuschauer und man hat nur in den vordersten Reihen eine Chance, das Geschehen wirklich zu verfolgen. In diesem Jahr begannen die Spiele an diesen Boards und auch auf der Nebenbühne eine Stunde vor den Spielen auf der Hauptbühne, die ich also bei meinen "Rundgängen" zunächst links liegen lassen konnte. Die Rileys Qualifier sind immer an ihren roten Shirts zu erkennen, lediglich einer von ihnen überstand in diesem Jahr die ersten drei Runden - Rhys Hayden.

Auch von den Challenge Tour und Development Tour Spielern war nach der dritten Runde lediglich noch Kyle McKinstry im Rennen, der sogar auch noch die vierte Runde überstand. McKinstry stand 2019 noch in den Viertelfinalen der BDO Weltmeisterschaft, konnte sich aber keine Tour Card sichern. Er zeichnete sich den ganzen ersten Tag über durch seine Sicherheit auf den Doppeln aus, woran auch Fallon Sherrock scheiterte. Lisa Ashton verlor ebenfalls, ihr Gegner Mike de Decker spielte vollkommen unbeeindruckt sein Spiel gegen sie. De Decker begegnete mir in der dritten Runde noch einmal - da spielte er auf der Nebenbühne gegen William Borland - es war ein wirklich begeisterndes Spiel der beiden jungen Spieler.

Es ist überhaupt beeindruckend, wie viele junge Spieler unterwegs sind und den altgedienten das Leben schwer machen. Insgesamt gesehen bestimmen bei diesen UK Open aber die bekannten Gesichter das Turnier. Dank der Auslosung gab es in der vierten Runde gleich zwei Premier League Paarungen und Peter Wright warf Glen Durrant aus dem Turnier und Michael van Gerwen Nathan Aspinall - beides waren gute und spannende Spiele. Zu den "Außenseitern", die den ersten Tag überstanden, gehörten mit Gabriel Clemens und Martin Schindler erfreulicher Weise auch zwei deutsche Spieler. Zu den Außenseitern kann man auch Alan Tabern rechnen, der im Order of Merit momentan auf dem 98 Platz liegt und an der diesem ersten Tag gleich vier Spiele gewann und Jason Lowe, der erst seit Januar eine Tour Card hat und noch nie auf einer Bühne gespielt hat. Er stand 2018 bereits unter den letzten 32 der UK Open.

Es war ein sehr unterhaltsamer, intensiver und, wie immer, etwas chaotischer erster Turniertag gewesen, wenn auch die echten Überraschungen gefehlt hatten. Ich warf noch einen letzten Blick auf die Lichter von Weston-super-Mare und freute mich schon auf den zweiten UK Open Tag.











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