Interview mit Steve Brown

Steve Brown ist mit seinen 33 Jahren einer der jüngeren Spieler auf der PDC Pro Tour, die er seit 2006 spielt. Obwohl er nicht besonders in Erscheinung tritt und bisher auch lediglich ein einziges Pro Tour Event gewinnen konnte, waren seine Ergebnisse doch so beständig, dass er 2008 ein erstes Mal an der PDC Weltmeisterschaft teilnahm und dann seit 2010 kein einziges Jahr ausgelassen hat.
Allerdings hat er sich abseits der Tour einen größeren Namen gemacht, weil er sich seit 2010 Gedanken darüber macht, wie man bereits Kinder an den Dartsport heranführen kann. Und zu diesem Zweck hat Steve Brown die Darts Academy gegründet. Dort können bereits Kinder nach einem von Steve entwickelten Konzept in sicherer Umgebung das Dartspielen erlernen. Steves Traum ist es, dass sich daraus eine weltweite Academy Bewegung entwickelt - nach den Grundsätzen seiner Academy. Unrealistisch ist das Dank der heutigen Vernetzungsmöglichkeiten nicht.
Nach den UK Open in Minehead habe ich Steve in seinem Cafe 501 in Bristol besucht, in dem man natürlich Dart spielen, aber auch gut und preiswert essen kann.





Steve - du tust sehr viel für den Jugend Dartsport obwohl du ja selbst noch ein junger Spieler bist - wann hast du denn mit dem Dart spielen angefangen?

Ich habe mit 14 Jahren angefangen Dart zu spielen. Im Pub meines Vaters, der selbst Dart spielte und spielt.

Ist die Tatsache, dass du bereits als Jugendlicher angefangen hast zu spielen einer der Gründe, warum du dich so um die jungen Spieler bemühst?

Ich habe ja selber Kinder und irgendwann fiel es mir auf, dass es eigentlich kein geschützes Umfeld gibt, in dem Kinder lernen können wie man Dart spielt. Dabei hat man sicher einen Vorteil, wenn man bereits in jungen Jahren damit anfängt. Deshalb habe ich dann 2010 meine erste Akademie ins Leben gerufen.

Wie viele Akademien gibt es denn heute?

Inzwischen sind es 10. Alleine in Bristol sind es drei - eine hier im Café 501, eine weitere in einem anderen Teil von Bristol - dort lernen meine Söhne Dart spielen - und eine nahe bei Bristol.

Und wie viele Kinder nehmen insgesamt daran teil?

Das weiß ich nicht genau. Hier im Café sind es 16 genauso wie in der zweiten Akademie in Bristol. In der etwas außerhalb sind es 13 - ich denke, in dem Bereich wird es bei den anderen Akademien auch liegen.

Würdest du die Akademien als Erfolg bezeichnen?

Auf jeden Fall. Andere Spieler haben inzwischen auch Interesse gezeigt, Jamie Caven hat jetzt auch eine Zweigstelle eröffnet. Aber nicht nur in Großbritannien gibt es Interessenten - in Deutschland möchte Jyhan Artut gerne so etwas aufbauen. In Amerika hat man Interesse gezeigt... Das Problem ist eigentlich nur, in anderen Ländern die richtigen Ansprechpartner zu finden. Leute, die ein dauerhaftes Interesse haben und auch in der Lage sind die Akademien auf ein solides Fundament zu stellen. Ich träume davon, dass es auf der ganzen Welt solche Akademien gibt.

Wenn ich mich hier so umsehe, sind heute Abend nur Jungens hier? Nehmen denn keine Mädchen teil?

Eigentlich schon. Nicht so viele wie Jungs, aber hier im Cafe sind es drei Mädchen. Ich weiß nicht, warum sie heute Abend nicht da sind.

Und wie ist das so mit den teilnehmenden Mädchen - sind sie genauso gut wie die Jungens?

Nein - das sind sie nicht. Aber sie kommen immer näher heran. Ich glaube, das hat zumindest ein bisschen damit zu tun, dass Dart einfach nicht als "mädchenhaft" betrachtet wird. Auch das scheint sich aber langsam zu ändern. Aber das macht es natürlich für die Mädchen schwieriger. Ich kann das nachvollziehen - als ich mit dem Dart spielen anfing, wurde Dart als "unmännlich" angesehen und meine Kameraden lästerten über mich und haben mich ausgelacht.

Wie oft treffen sich denn die Kinder?

Sie kommen einmal in der Woche hierher zum Akademie Abend - hier im Cafe ist es der Mittwochabend.

Die Kinder tragen alle das gleiche Shirt - aber in verschiedenen Farben...

Ja, das ist das Rangsystem. Wenn sie zum ersten Mal kommen und anfangen Dart zu spielen, bekommen sie ein weißes Shirt. Die, die am besten sind und sozusagen die Endstufe der Akademie erreicht haben, bekommen ein schwarzes Shirt und zwischendrin gibt es noch gelb, grün, blau und rot. Dass die Shirts bis auf die Farbe gleich sind, trägt zum Wir-Gefühl bei.

Wie alt sind denn die Kinder?

Zwischen 8 und 16 Jahren.

Einige sind noch ziemlich klein - wird denn die Höhe des Boards an die Größe der Kinder angepasst?

Ja - wenn sie sehr klein sind passen wir zu Beginn schon manchmal die Höhe an. Sie beginnen an einem Board zu spielen, bei dem das Bulls Eye auf ihrer Augenhöhe liegt - wie das ja sonst auch der Fall ist. Wenn wir die Höhe nicht anpassen, würden sie sich möglicherweise einen komischen Wurf Stil angewöhnen - zum Beispiel immer über den Kopf werfen. Sobald die Kinder aber mit den anderen spielen, müssen sie auf das "normale" Board werfen.

Kostet es denn für die Kinder etwas?

Ja - sie zahlen drei Pfund pro Woche.

Spielen die Eltern der Kinder auch alle Dart?

Nein. Es gibt schon Kinder aus Familien, in denen die Eltern auch Dart spielen, aber viele haben selbst mit Dart gar nichts am Hut.

Was geschieht denn nun, wenn ein Kind neu dazu kommt?

Jedes neue Kind bekommt ein Start Paket von uns. Da gehört das Shirt dazu und ein Flight - und Schaft Sortiment zum ausprobieren, ein Dart Case und anderes.

Und die Darts selbst?

Die Kinder müssen ihre eigenen Darts mitbringen. Wir empfehlen ihnen da nichts, wir beraten sie aber natürlich.

Und dieses Start Paket - bezahlst du da alles selbst?

Nein - das bekommen wir im Wesentlichen von unseren Sponsoren. Dartscorner versorgt uns mit den Shirts und die andere Ausrüstung stammt wie die Boards von Unicorn.

Aber die Akademie ist in keiner Weise irgendwelchen Organisationen zugehörig?

Nein - wir sind vollkommen unabhängig und auch weder Richtung BDO noch Richtung PDC orientiert.

Wie läuft denn so ein Akademie Abend ab?

Wir haben drei verschiedene Übungen, die jeder Spieler am Abend durchlaufen muss. Das sind Shanghai 10 - 15, Around the World auf den Doppeln und Shanghai 15 - 20. Für jeden Treffer gibt es Punkte. Wir schreiben diese Punktzahlen auf, damit man die Verbesserung sehen kann. Die erzielten Punktzahlen einer Saison spiegeln sich in der Farben der Shirts dann wieder.

Sollen die Kinder dann zuhause auch trainieren?

Wir geben keine "Hausaufgaben" auf, aber die meisten von ihnen machen es freiwillig. Sie sind sehr eifrig bei der Sache. Das zu koordinieren gehört dann auch mit zu den Aufgaben der Mentoren.

Und was trainieren sie dann zuhause?

Auch unsere Übungen und die erzielten Punktzahlen können sie dann an die Mentoren weiter geben. Die Mentoren können ihnen natürlich auch andere Übungen für zuhause mitgeben

Aber hier im Cafe und in den anderen Darts Akademien spielen die Kinder ja nicht alleine...

Nein sie trainieren mit Coachs - da es sich aber nicht um zertifizierte Coachs handelt, nennen wir sie Mentoren.

Haben diese Mentoren eine Art einheitliche Ausbildung durchlaufen bevor sie anfangen mit den Kindern zu trainieren?

Bisher nicht. Und so sind die Mentoren auch alle unterschiedlich und sie gehen das Ganze auch ganz unterschiedlich an. Und ich denke, das ist gut so wie es ist.

Wo bekommst du denn die Mentoren her?

Sie bieten sich meistens selbst an. Es scheint sich herum zu sprechen, wenn wir neue brauchen. Ich spreche mit allen und suche mir die aus, die mir geeignet erscheinen.

Also bist du selbst für die Auswahl zuständig?

Ja, ich habe mit allen gesprochen. Sie sollten ja erfahrene Spieler sein, aber fast noch wichtiger ist, dass sie Kinder verstehen und mit ihnen umgehen können. Und natürlich müssen sie vertrauenswürdig sein. Die Eltern müssen sich darauf verlassen können, dass die Kinder bei ihnen gut aufgehoben und sicher sind.

Hast du bisher irgendwelche negative Erfahrungen mit Mentoren gemacht?

Nein, bisher nicht. Es schaut so aus, als hätte ich mir die richtigen herausgesucht. Natürlich kontrolliere ich sie auch - ein bisschen zumindest. Ich tauche immer wieder zu unangemeldeten Besuchen in den einzelnen Akademien auf und überprüfe, was da so geschieht.

Wie ist das eigentlich mit den Kindern? Bleiben sie alle dabei?

Ja - da gab es bisher kaum Ausfälle.

Gibst du ihnen irgendwelche Ratschläge mit auf den Weg, wenn sie quasi fertig mit der Akademie sind?

Nein, das mache ich gar nicht. Aber es scheint so zu sein, dass sie mit dem was sie hier lernen gerne von den Teams genommen werden und viele spielen inzwischen auch auf County Ebene. Zwei spielen inzwischen die PDC Challenge Tour. Und Tomas Seyler haben sie auch geschlagen, als er mit Jyhan Artut hier war.

Richtest du auch Turniere aus?

Oh ja - jede Menge. Und Dank unseres Bewertungssystems spielen dann auch immer nur die Spieler auf dem gleichen Level gegeneinander. Es gibt dann zwar Unterschiede in Alter und Größe, aber ihr Dartspiel ist auf dem gleichen Niveau.

Was ist den für dich das Wichtigste, was du den Kindern vermittelst?

Ich glaube für mich am wichtigsten ist, dass sie Spaß dabei haben, dass es ihnen Freude macht. Natürlich lernen sie auch Dart spielen und die Dart Etiquette und sie finden heraus, dass das Alter, die Größe, das Geschlecht, ob sie eher schlank oder reichlich rundlich sind letztendlich gar keine Rolle spielt. Sie machen etwas zusammen und sie haben Spaß zusammen - das ist alles, was zählt.

Wir sind ja gerade in deinem Cafe 501 - war das auch eine deiner Ideen?

Ja. Es ist ja einerseits so, dass es immer weniger Pubs gibt und dass es damit auch immer schwieriger wird, Orte zu finden, an denen man Dart spielen kann und daneben wollten wir einfach auch für die Kinder noch eine sichere Umgebung schaffen.
Also haben Mark Dudbridge und ich dieses Haus erworben - ich hatte schon lange ein Auge darauf geworfen. Da wir ja wissen, dass in anderen Ländern Dart auch an anderen Spielorten Dart gespielt werden, haben wir beschlossen ein Dart Cafe zu eröffnen.

Und ihr habt das alles hier selbst gemacht?

Ja. Mark und ich kommen ja beide aus dem Baugewerbe, also konnten wird das hier selbst machen. Jetzt ist das Ganze von 8.30 bis 16 ein Cafe und danach wird Dart gespielt. Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags spielen hier verschiedene Dart Teams und Mittwochs ist Akademie Abend.

Spielen du und Mark hier auch?

Ja, wir spielen beide hier. Aber wir spielen in verschiedenen Teams und bisher war es immer so, dass unser Team auswärts gespielt hat, wenn Marks Team hier war und umgekehrt.

Ihr müsst immer umräumen, bevor ihr spielen könnt...

Das könnte sich bald ändern. Wir haben erst kürzlich herausgefunden, dass es hier auch einen Keller gibt, wir können also erweitern!

Bristol ist ja eine Stadt, in der es sehr viel gute Dartspieler gibt...

Und immer wieder einmal kommt auch einer von ihnen im Cafe vorbei. Bob Anderson kommt ab und zu vorbei, Jarkko Komula war schon da, sein Manager wohnt gleich hier in der Nähe.

Steve, da passiert ja eine ganz Menge in deiner Umgebung - könnte das ein Grund sein, warum du bei den UK Open gleich das erste Spiel verloren hast?

Eigentlich glaube ich nicht. Das ist doch alles sehr positiv, was sich da in meinem Umfeld tut.

Hat dir denn der neue Austragungsort in Minehead gefallen?

Nicht so richtig. Es waren einfach nicht mehr die UK Open. Ich habe auf der zweiten Bühne gespielt und wir hatten unseren eigenen Trainingsraum. Dort gab es keinen Fernsehapparat, so dass wir nicht wussten, was da draußen vor sich ging. Wir wurden einfach auf die Bühne gerufen und waren gar nicht so richtig darauf vorbereitet.

Findest du denn überhaupt Zeit zum trainieren? Oder ist die Akademie so eine Art Training?

Nein, das ist sie sicher nicht, wenn ich dadurch vielleicht auch Neues über das Training dazu lerne. Im Team zu spielen ist schon eher Training. Und zuhause habe ich auch jeden Vormittag Zeit zu trainieren. Meine Partnerin hat Pferde, um die sie sich vormittags kümmert und sobald dann die Kinder in der Schule sind, kann ich in Ruhe trainieren.






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