Interview mit Simon Adams

Simon Adams ist in diesem Jahr der der südafrikanische Teilnehmer an der PDC Weltmeisterschaft. International ist er kaum bekannt, spielt aber schon seit seinem 11. Lebensjahr Dart und war in Südafrika durchaus erfolgreich. Adams bezeichnet sich selbst als Halbprofi und arbeitet als Coach im Rahmen der von Devon Petersen gegründeten ADG = African Darts Group, die den Dartsport nicht nur in Südafrika, sondern auf dem gesamten afrikanischen Kontinent populärer machen möchte.
Vor seinem PDC Weltmeisterschafts-Debüt war er bereit ein Interview mit mir zu machen.




Simon, du bist international nicht sehr bekannt - hast du schon jemals an einem internationalen Turnier teilgenommen?

Noch nicht an so etwas Großem wie der PDC Weltmeisterschaft. Einem internationalen Turnier am nächsten kam der Weltmeisterschafts Qualifier, der von der African Darts Group veranstaltet wurde und bei dem Spieler des ganzen afrikanischen Kontinents um diesen einen Platz kämpften. Ich war der Gückliche, der ihn gewonnen hat.

Was war dein bisher größter Erfolg im Dartsport?

Neben diesem herausragenden Sieg beim Qualifier habe ich im Alter von 14 Jahren die Seniors Einzel Championship der Provincial Darts Association gewonnen. Mit 16 gewann ich mit meinem Partner Sullaiman Hasson aus East London in Südafrika die Senior Doubles Championship. Ich habe auch einige Erfolge bei Team Events - ich habe mit dem Eastern Cape Team die National Inter Provincial Championship gewonnen und stand immer unter den Top 20 in Süd Afrika. 2015 hatte ich meine höchste Position im Ranking, das stand ich auf Platz 6, bin aber nie für das National Pro Team nominiert worden, auch wenn ich die Kriterien dafür erfüllt habe. Ich habe immer wieder kurz vor Siegen gestanden, aber es ist mir vor diesem Sieg noch nicht gelungen zu gewinnen. Ich denke, es war jetzt meine Zeit, ich war an der Reihe zu gewinnen.

Du spielst schon sehr viel Jahre Dart. Wann hast du damit angefangen und wie bist du mit dem Sport in Kontakt gekommen?

Ich habe 1979 im zarten Alter von 11 Jahren - am Ende des Jahres wurde ich 12 - mein erstes offizielles Ligaspiel gespielt. Mein verstorbener Vater Samuel Adams ließ seinen Klub an einem Abend bei uns zuhause trainieren und ich schlug alle die Kerle in seinem Team wiederholt und - wie man so schön sagte - der Rest ist Geschichte. Kein Entwicklungsprogramm, einfach von ein paar Dartspielern aufgezogen. Sich da durchzusteuern, hey, da muss man schnell erwachsen werden und Mann, ich habe so viel dadurch gelernt, dass ich in Gesellschaft der Älteren war. Ich will das mal so sagen, ich war nicht das Kind, das aus dem Raum geschickt wurde, wenn die Erwachsenen sich unterhalten, wie das in unserer Kultur eigentlich üblich ist, weil die Älteren, mit denen ich zusammen war, mein Können respektierten und nicht mein Alter und sie haben mich wirklich beschützt.

Hattest du irgendwelche Vorbilder?

O ja, davon gab es genug. Der verstorbene Norman Goosen, der Präsident der Provincial Association und mein Club Kapitän, ein echter Familienmensch und toller Administrator. Meine Fußball Coaches, Lehrer und später meine Team Mitglieder Geoffrey Garniet, Raymond Lottering, Roger Young, Alister Abrahams und den legendären Laden Gamiet vom Saints Football Club. Das waren alles gebildete, ehrgeizige, große Anführer und Menschen, die wirklich dabei halfen, mein Leben zu formen. Ich werde mich immer an den verstorbenen Harry Ellis von Port Elizabeth erinnern, der früh in meine Leben investierte und mir mein erstes Set 24g 90 Prozent Tungsten tropfen-förmiger Darts gab - ein Upgrade gegenüber den Jim Pike Messing Darts mit Feder-Flights. Wie wurde ich doch vom Benehmen und den Taten dieser Individuen beeinflusst. Vergib mir, dass ich keine der internationalen Dartspieler nenne, aber ich wusste nichts von ihnen, sie waren für mich nicht existent. Ich hatte keinen Zugang zu irgendwelchem Anschauungsmaterial oder zu dem was in der Welt los war, da ich in dem von der Apartheid geprägten Süd Afrika aufwuchs. Meine Grenzen waren das Township, in dem ich lebte.

Wo wird in Südafrika Dart gespielt - in Klubs oder Bars?

Heute haben die Klubs unterschiedliche Spielorte, manche spielen immer noch in Pubs oder städtischen Sport Zentren.

Ist der Dartsport in Südafrika populär?

Nein, er ist nicht populär und noch nicht einmal Teil der 16 Sport Priority Codes*.

Ist der Sport weit verbreitet oder wird Dart eher in den Städten gespielt?

Alle neun Provinzen in Süd Afrika werden repräsentiert. Es wird aber überwiegend in den großen Städten wie Gauteng, Durban, Cape Town, Port Elisabeth gespielt. Es gibt in Südafrika rund 5000 Dartspieler, fünfzig Prozent am westlichen Kap, überwiegend in Kapstadt. Die restlichen verteilen sich auf Gauteng, die Region Johannesburg, Kwazulu Natal und Durham.

Und gibt es auch Dart Vereinigungen oder Ligen, da wo du lebst?

Oh ja, es gibt drei Dart Vereinigungen im Distrikt und natürlich hat unsere African Darts Group eine Lizenz für The Dolphins.

Die offizielle Darts Organisation für Südafrika war/ist Darts South Africa, aber Devon Petersen hat vor ein paar Jahren mit der African Darts Group eine weitere Organisation ins Leben gerufen, die von der PDC anerkannt und unterstützt wird. Was war der Grund dafür?

Es gab immer schon die Notwendigkeit, mehr Gelegenheiten für die lokalen Dart Spieler in Süd Afrika und überhaupt in Afrika zu schaffen, Darts South Africa konnte sie nicht bereitstellen. Devon Petersen und seine African Darts Group füllen diese Lücke und jetzt können wir mit dem Rest der Welt konkurrieren.

Du bist selbst auch in die ADG involviert - in welcher Funktion?

Ja, als Direktor für Weiterentwicklung der Devon Petersen Darts Akademie bin ich Teil des DG Teams.

Man kann über dich lesen, dass du semi-professionell bist - wäre es denn in Süd Afrika möglich sich den Lebensunterhalt mit Dart zu verdienen?

Ja, jetzt mit diesen Spielmöglichkeiten, die die ADG geschaffen hat ist es möglich. Es ist aber noch im Frühstadium. Es wird immer besser werden und dann soweit kommen, dass die Spieler das tatsächlich auf Vollzeit Basis tun können.

Was für einen Beruf übst du aus?

Ich würde es eher als Beschäftigung nicht als Beruf bezeichnen. Im Augenblick bin ich arbeitslos - ich wurde im März 2023 "abgebaut", aber ich habe in der Verkaufsleitung von Firmen wie Coca-Cola, South African Breweries, Diegeo Brandhouse und Coega Dairy gearbeitet und natürlich habe ich sechzehn Jahre für die Regierung gearbeitet im Ministerium für Erziehung, Sport, Kunst und Kultur.

Wie man ebenfalls im Internet lesen kann, bist du Dart Coach - wen coached du und was coachst du?

Die Beschäftigungen, denen ich bisher nachging, haben mich wirklich auf das vorbereitet, was ich nun als Dart Coach tue, weil ich dafür eine Begabung habe. Auch wenn du deinen Job verlieren kannst, kannst du doch deine Begabung nie verlieren. Gerade erst im letzten Jahr haben wir eine Schul-Dart Liga gestartet an der 30 Schulen mit rund 132 Jungen und Mädchen teilnehmen. Ich coache die Coaches und ich coache das Team der Akademie, das international an Turnieren teilnimmt. Das ist besser, als alle Beschäftigungen, denen ich jemals nach ging.

Würde des du aufgrund deiner langjährigen Erfahrung sagen, dass Dart Coaching auch mentales Coaching beinhalten sollte und wie könnte das aussehen?

Viele der jungen Spieler, die aus den Gemeinden kommen, haben Probleme mit sozialen Fähigkeiten, Single Eltern, Single Eltern mit schlimmen Gewohnheiten, ärmlichen Wohnbedingungen, Mangel an ordentlicher Ernährung und herausfordernde Lebensumständen. Wenn man sich auf mentale Aspekte fokussiert, wird das diesen Jugendlichen helfen, ihre Gefühle in den Griff zu bekommen, negative Denkmuster durch positive Denkmuster zu ersetzen, ein lösungsbetontes Verhalten zu entwickeln, ihre Beziehungsfähigkeit verbessern und Stress und Angst zu reduzieren. Sich erreichbare Ziele zu setzen, planen, wie man sie erreichen kann, sich ihnen zu widmen und daran festzuhalten - das ist angewendete Disziplin. Wir schaffen eine sichere Umgebung, um sich selbst zu erforschen. Zuhören, nachforschen, Interesse zeigen, sie wahr nehmen, darauf achten, dass sie ein Mitspracherecht haben, dass sie eine eigene Meinung haben und ein Ziel. Ihre Hoffnungen und Träume zu erforschen und ihnen zu zeigen, wie die Zukunft aussehen könnte, aber sie müssen selbst den ersten Schritt machen, um alles in Gang zu setzen.

Da du selbst eine Person of Colour bist - ist es für Personen of Colour schwieriger im Sport Fuß zu fassen und anerkannt zu werden?

Oh, da muss ich jetzt sehr vorsichtig sein, wie ich das beantworte, weil alle Gespräche über Rasse und Rassismus unbequem und heikel sind, aber in meiner Realität schaut es schon so aus, dass Rassen und Rassismus bestehen, sie aber sehr gut vertuscht und unterdrückt werden. Mann, wir Süd Afrikaner sind die Champions der Rassen Diskriminierung und des Rassismus, wir sind damit, mit diesen Farbigkeits-Dingen aufgewachsen. Es ist in den vergangenen 30 Jahren unsere Herausforderung gewesen uns umzuerziehen und das ist wirklich für uns eine Herausforderung. Es gibt in Süd Afrika im Vergleich mehr Weiße, die Dart spielen als People of Colour. Wir leben in einem Land, in dem die Mehrheit schwarz ist, aber nur 5 Prozent der 5000 Dart Spieler sind schwarz.
Unglücklicherweise oder auch glücklicherweise kann man in einem solchen Sport wie Dart kein Quotensystem einführen, weil bei deinen Leistungen die Durchschnitte nicht lügen. Spieler werden aufgrund ihrer Leistungen ausgewählt - ja, ich bin gemischt rassig und wenn ich und ein Schwarzer auf dem gleichen Level spielen, besteht die Chance, dass der Schwarze ausgewählt wird, weil es den Auftrag der Dart Behörden gibt, mehr schwarze Spieler in den Sport zu rekrutieren und zu stärken. Aber das ist lediglich ein Lippenbekenntnis der Obrigkeit, ein Spielball für eigentlich dringend benötigtes Handeln.

Ist dann Darts in Süd Afrika ein Sport des weißen Mannes?

Nein, ich glaube nicht, dass man in einer Sportart wie Dart so denkt.

Du hast dich für die PDC Weltmeisterschaft qualifiziert und im Finale gegen Stefan Vermaak gewonnen (gegen den du in einem Finale der African Dart Series verloren hattes). War es sehr schwer?

Ach ja, Stefan ist mein Junge. es ist immer schwierig gegen einen Team Kameraden zu spielen. Ich habe schon oft gegen ihn verloren, aber dieses Mal sollte es einfach anders kommen. Es ist immer hart. Niemals leicht.

Wen hältst du für die besten Spieler in Süd Afrika?

Also im Augenblick ist junger Mann aus Kapstadt, Cameron Carolissen, derjenige, den man schlagen muss. Sehr beständig in seinen Leistungen, aber ständig herausgefordert von Stefan Vermaak, Damon Steffens, Grant Simpson, Vernon Bouwers, Charles Losper, Deon Oliver und Graham Filby, alles frühere Sieger und immer noch Anwärter auf den Sieg.

Und gibt es auch talentierte junge Spieler oder ist es schwierig junge Menschen für den Sport zu interessieren?

Da gibt es Kendrick Koordoom, Tyler Shears, Caleb Cockrell, die Moodley Brüder Heyden und Jeydon vom The Wizards Franchise in Kapstadt und natürlich Diego Finnis und Ishaam Darling vom The Dolphins Franchise. Die Devon Peterson Interschools Darts League ist die Plattform, die errichtet wurde, um mehr Jungen und Mädchen im Alter zwischen 13 und 18 Jahren zu erreichen.

Bevor du nach London zur Weltmeisterschaft reisen wirst findet in Kapstadt das Grand Final der ACT statt - wirst du daran teilnehmen?

Ja natürlich. Das wird eine tolle Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft sein. Ich freue mich darauf.

Du trainierst ja immer noch. Erzählst du uns, wie lange du trainierst?

Ich würde sogar sagen, dass ich mehr Zeit als je zuvor am Oche verbringe. Wegen meiner degenerativ veränderten Hüfte spiele ich insgesamt 2 Stunden aufgeteilt in 20 Minuten Sessions.

Wirst du irgendetwas besonderes tun, um dich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten?

Einfach nur noch mehr Zeit am Oche verbringen als bisher. Sehr schmerzhaft wegen meines Zustands, aber auch sehr lohnend.

Hast du schon jemals vor vielen Zuschauern auf einer großen Bühne gespielt?

Nein, noch nie. Es wird das erste Mal für mich sein und ich freue mich wirklich auf die Erfahrung - ganz gleich, wie es ausgeht.

Freust du dich darauf oder macht dich der Gedanke daran auch etwas nervös?

Ich bin tatsächlich schon etwas nervös, aber ich werde das Beste aus dieser Erfahrung machen. Ich werde danach eine Geschichte erzählen können und andere damit inspirieren und bestärken.

Was spielst du für Darts?

24g Winmau Simon Whitlock Darts.

Bist du schon einmal in England gewesen?

Oh ja. Ich war schon einmal dort, als mich die Laureys Foundation eingeladen hatte, einmal, als ich bei der Arbeit einen Bonus gewonnen habe und erst kürzlich im August, als mein ältester Sohn geheiratet hat. Und dann noch, als ich im November 2022 ein Team nach Gibraltar begleitet habe, das an der JDC Weltmeisterschaft teilgenommen hat.

Werden dich deine Familie oder Freunde begleiten, um dich zu unterstützen?

Nein, aber mein Sohn wird dort sein, weil er inzwischen dort lebt. Meine Frau und mein jüngerer Sohn werden mich von zuhause aus unterstützen.

Was ist für dich das Beste und Interessanteste im Dartsport und was hat dein Interesse aufrechterhalten?

Ich war in Dart immer besser als in Rugby, Soccer, Cricket oder Tischtennis. Und es ist auch meine Liebe für die Menschen und dieses Bedürfnis, andere zu stärken. Heute kann man ja nicht mehr Steine gegen Polizei Autos werfen und dafür ein paar Gummigeschosse in den Rücken kassieren, wie mir das während der Apartheit in Süd Afrika passiert ist. Heute muss ich meine Fähigkeiten und mein Wissen benutzen, um aufzubauen und zu verbinden. Nie zuvor gab es ein Dart Entwicklungsprogramm für einen 11-jährigen Teufelskerl wie ich es war. Also arbeite ich hart daran, dass es jetzt so etwas gibt.









*In den Sport Priority Codes findet man die Sportarten, die staatlich anerkannt sind und gefördert werden.






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