Interview mit Scott MacKenzie

Scott MacKenzie wird vielleicht einigen noch von der PDC Weltmeisterschaft 2011 in Erinnerung sein. Er hatte sich als Repräsentant für "Greater China" qualifizieren können und traf in der Vorrunde auf den Deutschen Jyhan Artut.
Scott MacKenzie lebt in Hongkong, ist aber eigentlich Brite, aber darüber erfährt man im Interview mehr. Im Interview geht es aber nicht nur um die sicherlich nicht alltägliche Person Scott MacKenzie, man erfährt auch sehr viel über die sich rasant entwickelnde Dartszene in Asien und über die Unterschiede zwischen E-Dart und Steel-Dart. Scott spielt nämlich beides und gehört auch in beidem zu den besten Dartspielern Hongkongs, was keine geringe Leistung ist. Sollte er eines Tages keine Freude mehr am Dartspielen haben, könnte er auf seine Snooker und Pool-Fähigkeiten zurückgreifen, die auch nicht schlechter sind...






Scott - Du bist so eine Art "globaler" Dartspieler, Du wurdest in Brasilien geboren, Dein Vater ist Schotte, Deine Mutter kommt aus Japan und heute lebst Du in Hongkong - welcher Nationalität gehörst Du an?

Haha, ja ich denke ich könnte für die Vereinten Nationen spielen - ich verwende immer gerne das Wort "kosmopolitisch". Theoretisch könnte ich alle diese Länder vertreten (wenn ich gut genug wäre). Von der Nationalität her gehöre ich nach Großbritannien, aber ich lebe schon seit 1996 (15 Jahre) in Hongkong und habe meinen festen Wohnsitz in Hongkong - ich betrachte mich jetzt als Hongkonger.

Wo bist Du den aufgewachsen?

Ich habe bis ich sechs Jahre alt war in Brasilien gelebt, dann sind wir für ein paar Jahre nach Schottland gezogen und dann in den englischen Süden, nach Essex, ganz in die Nähe von London bis ich 24 Jahre alt war. Also habe ich ungefähr genauso lange in England gelebt wie jetzt in Hongkong.

Wie und wann bist Du denn mit dem Dartsport in Berührung gekommen?

Ich habe es geliebt Darts im Fernsehen zu sehen, meine Ära war Eric Bristow, Jocky Wilson, John Lowe, Cliff Lazarenko etc. Sie waren Showstars, große Persönlichkeiten, das war reine Unterhaltung. Zu dieser Zeit konnten die Spieler auf der Bühne noch rauchen und trinken. Ich habe zugeschaut, wie Jockey von der Bühne fiel, weil er ein paar zuviel intus hatte, das war während seines Weltmeisterschaft-Spiels gegen Eric oder Dave Whitcombe in den später 80ziger Jahren.
Glücklicherweise war unser Haus in England sehr groß und es hatte auch ein "Spielzimmer" mit einem großen Snooker Tisch und einem Dartboard (es gab auch eine Bar und einen Spielautomat - es war wie mein ganz persönlicher Pub). Ich spielte beides sehr gerne - Snooker und Darts. Ich war so 9 oder 10 und war von Darts fasziniert - Du kannst es dir vorstellen, ich versuchte meine Helden nachzumachen, Jocky Wilson, Eric Bristow in Darts und Alex Higgins beim Snooker - wahrscheinlich nicht unbedingt die besten Vorbilder, aber es ist ja immer etwas wirklich liebenswertes an den nicht perfekten Helden, sogar Superman hat Kryptonit, bei Jocky und Alex war es der Alkohol, bei Eric vielleicht die Arroganz - ich hielt sie für großartige Persönlichkeiten.

Du hast einige Zeit in England Chemie studiert - hast Du zu der Zeit schon in Hongkong gewohnt?

Nein, zu der Zeit war ich noch im United Kingdom zuhause, heute ist es Hongkong. Aber zu der Zeit war ich ein typischer junger Mann aus Essex, ich hatte allerdings keinen Capri, sondern einen MG. Ich habe beide Studiengänge durchlaufen Bachelor und Masters der Chemie an der Universität von Kent in Canterbury. Ich liebte es im Labor zu arbeiten, die Experimente - Dinge in die Luft zu jagen.
Nach der Universität arbeitete ich für eine kurze Zeit als Wissenschaftler für Southern Water, bevor ich nach Hongkong abreiste. Dort arbeitete ich als wissenschaftlicher Herausgeber für den Verlag Macmillan, nach ein paar Jahren wurde ich Chef-Herausgeber für das in Hongkong am meisten gelesen Wissenschafts- und Technologie-Magazin. Kurze Zeit war ich Umweltberater, was mir wirklich Spaß machte, heute bin ich in der Finanz-Industrie.

Hast Du während Deiner Studienzeit in England auch Dart gespielt?

Gelegentlich, aber nicht wirklich viel, ich war viel zu beschäftigt mit anderen Dingen - Parties, Mädchen und natürlich Studieren. Ich bedauere es, dass ich damals nicht mehr Dart gespielt habe, weil es in den Pubs in Canterbury jede Menge Dart Boards gab. Aber gelegentlich habe ich gespielt und fand es dann immer ganz einfach, gegen meine Freunde zu gewinnen. Ich denke, dass ist so ähnlich wie beim Fahrrad fahren. Ich habe zwischen meinem 10. und 18. Lebensjahr ein bis zwei Stunden am Tag gespielt, so hatte ich eine gute Basis.

Kannst Du sagen, dass Du die britische Dartszene und einige der Spieler kennst?

Eigentlich nicht, ich kenne überwiegend die Spieler aus Asien. Ich habe einige der Top Spieler in Großbritannien getroffen, aber nicht wirklich gegen sie gespielt. Ich verfolge viele der Spiele per Satellit, aber ich bin auch durch meinen Beruf sehr beschäftigt, ich arbeite Vollzeit. Und in meiner Freizeit spiele ich viel mehr als dass ich zuschaue.

Haben Dir Deine englischen Wurzeln geholfen, als Du im Dezember im Alexandra Palace gespielt hast?

Nein, kaum. Ich kannte eigentlich nur den Japaner Hashimoto - aber wir konnten nicht viel miteinander sprechen. Obwohl ich ja ein halber Japaner bin, habe ich nie gelernt die Sprache zu sprechen und Hash spricht nicht besonders gut Englisch.

Wie würdest Du Deine Weltmeisterschafts-Erfahrung beschreiben?

Fantastisch. Ich liebte jede einzelne Sekunde davon.
Mein Spitzname "The Alchemist" kommt daher, dass ich normaler Weise während eines Spiels nur aus Spaß meine üblichen Darts in ein goldenes Set umtausche - der Name kommt also daher, dass ich quasi Tungsten in Gold verwandle und das mit einem Diplom in Chemie.
Ich wollte in London auch für meinen letzten Wurf zu meinem goldenen Set wechseln, ich hatte noch 56 Punkte Rest, aber bei dem ganzen Druck durch die Kameras und alles andere, habe ich das ganz vergessen . auf jeden Fall vergab ich zwei Darts auf die Doppel 20 und die Chance im nächsten Spiel auf Denis Ovens zu treffen. Ich habe das Spiel wirklich genossen und die Zuschauer waren fantastisch.

Wer hatte die chinesische Qualifikation für die Weltmeisterschaft organisiert und weißt Du, ob es wieder eine geben wird?

Ich habe schon vor ein paar Jahren bei der PDC angefragt, um herauszufinden, ob sie nicht bei der Weltmeisterschaft einen Platz für einen Spieler aus Hongkong vergeben könnten, damals wurde es verworfen, aber letztes Jahr konnten wir eine Qualifikation austragen. Die PDC trat an Steve Lewis von Unigroup heran. Steve fragte dann mich, ob ich ihm nicht helfen könnte, die Qualifikation zu veranstalten, weil ich ja schon mein Interesse daran zum Ausdruck gebracht hatte.
Ich dachte: das wird ja auch Zeit, dass man den Spielern in Hongkong etwas Aufmerksamkeit schenkt - es gab 3 oder vier Spieler, von denen ich annahm, dass sie gut genug wären Hongkong zu repräsentieren und die auch eine Chance hätten. Royden Lam, den einzigen Vollzeit Dart Profi in Hongkong (Hongkong Open Champion 2009, 2010 Finalist der Japan Open), Alex Hon (ehemaliger Hongkong Open Sieger), ein HalbProfi aus Macao und natürlich mich selbst.
Es war wirklich Glück, dass ich nicht nur Hongkong half, die Qualifikation zu organisieren sondern dass ich der war, der sie gewann und so die Ehre hatte, der erste Vertreter Hongkongs bei der PDC Weltmeisterschaft zu werden. Ich hoffe, es gibt noch mehr Chancen dafür.

War es schwer, sich zu qualifizieren?

Ja, das war es. Unter die Top vier kamen Royden, Alex, ein weiterer lokaler Spieler und ich. Alex schlug Royden und ich kam auch ins Finale. Als wir bei 3:3 festsaßen (best of seven), hatte ich glücklicher Weise den Wurf und Alex hatte auch noch zwei Bouncer - was ihm wohl den Sieg kostete. Ich gewann 4:3.
Ich möchte ja hier nicht von Bestimmung reden, aber als ich mit 18 in England die Weltmeisterschaft 1990 verfolgte, hatte ich das Gefühl, dass ich auch eines Tages dort sein wurde und teilnehmen würde. Zu dieser Zeit hatte ich noch nicht vor nach Hongkong zu ziehen und ich habe zwar gut, aber nicht toll Dart gespielt, also verwarf ich das als Traum und nicht als Vorahnung.
Aber ich hatte auch so ein Gefühl, als ich zu sah, wie Paul Lim seinen Neun-Darter warf, dass ich gegen ihn spielen würde - natürlich habe ich gegen Jyhan Artut gespielt- aber ich spiele heute tatsächlich regelmäßig gegen Paul Lim, weil er in meinem Team in der Hongkonger Liga ist, er lebt jetzt mit einem Fuß in Hongkong. Und Paul erzählte mir, dass er beinahe in der letzten Weltmeisterschaft teilgenommen hätte, er hat es nur um einen Platz verpasst.

Wie viele Spieler haben an der Qualifikation teilgenommen?

Rund 40, davon kamen rund 10 aus China, einer aus Macao und der Rest aus Hongkong. Ich denke, die PDC versuchte einen chinesischen Spieler in die letzte Weltmeisterschaft zu bekommen, aber da gab es irgendwelche Probleme. Sie hofften wohl, dass eine "Greater China" Qualifikation mehr Optionen eröffnen würde.

Du spielst ja die meiste Zeit in Asien und weißt wahrscheinlich auch eine Menge über Darts in Asien. Ist der Dartsport dort populär?

Ja, sehr. Das ist schon fast verrückt hier. Ob Du es glauben willst oder nicht, ich bin hier so eine kleine Berühmtheit in Hongkong, kaum ein Tag vergeht, dass mich nicht jemand anspricht und sich mit mir über Darts unterhält, das ist hier eine sehr enge Gemeinschaft. Steel-Dart ist verbreitet, aber E-Dart bewegt sich in noch einer völlig anderen Dimension.
In Hongkong dürfte es über 1000 E-Dart Maschinen geben und hunderte von Bars. Auch in Korea, Taiwan und Singapur ist Darts verbreitet, aber in Japan ist es schon eine Supernova mit über 1 Million registrierter E-Dart Spieler.
Kürzlich habe ich bei einem Turnier in Japan gespielt, ich bin mit ein paar Freunden in einen örtlichen Pub gegangen um zum spielen, da gab es 50 Dart Automaten, die alle belegt waren - wir mussten rund eine halbe Stunde warten, bevor einer frei wurde, und dass war so um fünf Uhr nachmittags - am Abend war noch mehr los! Das ist besonders deshalb auch außerordentlich, weil man ja dafür zahlen muss, dass man spielen kann, etwas von dem ich denke, dass es in England noch nie dagewesen ist.
Dart in Großbritannien ist kostenlos, und ich glaube deshalb ist E-Dart dort auch kein Erfolg. Aber weil man im E-Dart zahlen muss, haben die Bars und Hersteller der Automaten ein hohes Einkommen und können dadurch Turniere mit hohem Preisgeld veranstalten. Ich werde gesponsert, für mich sind daher die meisten Spiele kostenlos, aber die Leute geben regelmäßig 20 oder 30 Pfund aus, um ein paar Stunden spielen zu können. In Dartoids Kolumne kannst Du noch ein bisschen mehr darüber finden, ich habe dafür einen kurzen Artikel über E-Darts in Hongkong geschrieben. Da gibt es ein Turnier, bei dem der Sieger 1 Million Hongkong Dollar gewinnen kann, das sind rund 80 000 Pfund - nächstes Jahr wird dabei das Preisgeld höher sein als das der PDC Weltmeisterschaft und das schon im zweiten Jahr des Turniers - stell Dir nur mal vor, wie das in den nächsten paar Jahren sein wird. Das Zentrum des Dartsports bewegt sich nach Asien.

Wenn Du das Leistungs-Niveau der Spieler in Asien mit dem der dominierenden Spieler aus Europa vergleichst, wie würdest Du die asiatischen Spieler im Vergleich einschätzen?

Die asiatischen Spieler kommen immer näher heran. Wenn Du die Durchschnitte vergleichst, gibt es in Asien 5 oder 6 Spieler, die leicht unter den Top 16 der Welt sein könnten. Dazu gehört Lourence Ilagan von den Philippinen, Morihiro Hashimoto aus Japan, Jaypee Detblan von den Philippinen (der erst so Anfang 20 ist), Ronald Briones auch von den Philippinen, Royden Lam aus Hongkong, dann gibt es da noch Tengku Shah aus Malaysia. Und man darf auch nicht Shi Yongsheng aus China vergessen, auch wenn er in letzter Zeit etwas nachgelassen hat. Paul Lim ist auch immer noch dabei und spielt immer noch toll. Ich weiß, dass er plant um einen Platz bei der nächsten Weltmeisterschaft zu kämpfen.

Und woher denkst du, kommen die besten asiatischen Spieler?

Wenn man sich nur Asien betrachtet (und Neuseeland und Australien vernachlässigt, wo es wie ich weiß auch eine Menge guter Spieler gibt) würde ich sagen die Reihenfolge wäre Philippinen, Japan, Hongkong, China. In jedem der Länder gibt es Vollzeit Profis, die regelmäßige Durchschnitte von über 100 im Steel-Dart werfen.

Paul Seigel - Dartoid erzählt uns immer wieder, dass die Spieler aus Asien die nachrückende Macht im Dartsport sind, würdest Du da zustimmen?

Ja!! Wusstest Du, dass an einigen Schulen in China Darts als Sport für die 10 und 11-jährigen unterrichtet wird? An den Schulen!!! Das Preisgeld wird hier auch immer höher und höher und erregt die Aufmerksamkeit vieler Leute. Ich sage einmal vorher, dass die PDC Weltmeisterschaft in 3-4 Jahren einen Sieger aus Asien haben wird wenn - und das ist ein großes "wenn", mehr asiatische Spieler die Chance bekommen daran teilzunehmen. Im Augenblick sind das nur 3 oder 4 und das ist einfach nicht genug.
Ich kenne eine Menge Spieler zum Beispiel von den Philippinen, die es sich einfach nicht leisten können nach Europa zu reisen oder auch einen genügend langen Urlaub zu nehmen, um an internationalen Turnieren teilnehmen zu können, also fallen sie auch nicht auf und bekommen auch keine Ranking Punkte. Ich habe erst kürzlich auf den Philippinen gespielt und dort gab's es Jungen von 12 oder 13 Jahren die praktisch in jedem zweiten Wurf eine 180 geworfen haben - das ist wirklich erstaunlich, das zu beobachten.

Wird in Asien mehr Steel-Dart oder mehr E-Darts gespielt?

E-Dart. Du hast da als Spieler auch jede Menge Auswahl - da gibt es Dartslive, Medalist, Arachnid und Phoenix Automaten - das sind alles verschiedene Hersteller und sie alle möchten gerne die Nummer 1 sein. Also organisieren sie alle viele Turniere, so viele, dass sie oft miteinander kollidieren.

Und Du selbst spielst auch beides?

Ja. Aber weil das Geld im E-Dart viel besser ist bevorzuge ich, wenn es Termin Überschneidungen gibt, das Geld. Es gibt auch viel mehr E-Dart Turniere als Steel-Dart Turniere hier - tatsächlich eines jeden Tag. Der Titel ist so wichtig, dass es in Japan sogar ein E-Dart Turnier gibt, dass MJ heißt, und bei dem gar kein Preisgeld ausgeschüttet wird, aber wenn man es gewinnt, wird das hoch angesehen, letztes Mal wurde es von einem Freund von mir aus Hongkong, von Royden Lam, gewonnen.

In Europa und Amerika gibt es immer Diskussionen darüber, was eigentlich das wirkliche Dartspiel ist und die "ernsthaften" Dartspieler lehnen E-Dart ab - Spieler aus Asien scheinen das viel offener zu sein. Ist das wirklich so?

E-Darts ist immer noch mit einem Stigma behaftet, vor allem in England denke ich, na ja Stigma ist vielleicht ein zu starkes Wort dafür - ich denke, die Leute meinen, das ist so etwas wie Spielzeug-Darts und dann muss man eben wie schon erwähnt dafür bezahlen, dass man spielen kann, was den Leuten nicht gefällt. Es liegt vielleicht auch daran, dass E-Dart eher so eine Art "Nebenzweig" ist, nicht mehr das puristische Spiel.
Aber vergleiche doch mal Snooker und Pool, Tennis und Tischtennis, Fussball und Strandfussball. Spiele entwickeln sich mit den Jahren und die Jahre verändern sie. E-Darts ist eben viel flexibler als das "reine" Spiel. Man kann die Spiele automatisch mit einem Handicap versehen, die Automaten können all Deine Daten sammeln wie Punkte pro Dart, Durchschnitte, High Scores, Verhältnis von Siegen und Niederlagen - Du siehst also gleich, ob Du Dich verbesserst. Und da kratze ich nur an der Oberfläche dessen, was die Dart Automaten alles können. Man kann sie über Internet miteinander verbinden und Du kannst gegen Spieler auf der ganzen Welt spielen - solltest Du in Deiner Bar vor Ort Zugang zu einem Automat haben, könnten wir heute Abend ein Spiel zusammen spielen - und glaube nur nicht, Du könntest einfach dastehen und mit Deinem Finger auf die Tripel 20 oder das Bullseye drücken - da gibt es Kameras, also können wir einander deutlich sehen.
Und wie ich auch schon erwähnt habe wird das Preisgeld höher und höher, die Leute kommen aus aller Welt um in den E-Dart Turnieren zu spielen und die Turniere werden im Fernsehen übertragen, das ist schon ein ernsthaftes Geschäft, Du kannst mit dem E-Dart spielen Multi Millionär werden.

Was spielst Du lieber?

Ich bin da unentschieden. Ich liebe beides. Aber Soft Tips ist bequemer zu spielen, weil der Automat die Scores abzieht, man braucht zum Beispiel auch keinen Schreiber und beim Cricket spielen ist es viel einfacher herauszufinden, was Du noch Rest hast, wenn man auf dem Automat spielt. Außerdem kann der Automat einem Spieler automatisch ein Handicap geben, wenn man gegen einen schwächeren Gegner spielt.
Die Daten Deiner sämtlichen Spiele werden festgehalten (auf Deiner persönlichen Karte) und so wird die Maschine - wenn Du zum Beispiel 501 spielst - den schwächeren Spieler bei 392 oder weniger Punkten beginnen lassen, ja nach den statistischen Daten, das garantiert enge Spiele, weil es auf Mathematik/Formel beruht.

Was ist für Dich der größte Unterschied?

Einer meiner Freunde hat einmal gesagt "Soft Tip Dart ist so schwierig, weil es so einfach ist". Das möchte ich ein bisschen vertiefen. Soft Tip Darts ist viel einfacher zu spielen, weil die Zielfelder größer sind (größere Tripel, größere Doppel und größeres Bullseye). Deshalb ist es zum Beispiel einfacher 100 Punkte zu werfen und das egalisiert das Spiel für alle - Dein Durchschnitt wird in Soft Tip Darts deshalb auch höher sein als in Steel-Dart, weil die Zielfelder, die viele Punkte bringen, größer sind. Aber es ist für alle einfacher - das ist so als ob man die Abstände zwischen den Tor-Pfosten beim Fußball vergrößern würde - weil es einfacher ist zu scoren. Beim Steel-Dart wird ein viel besserer Spieler das Spiel gewinnen, aber im Soft Tip geschieht es schon, dass ein Spieler, der auf dem Papier besser ist, verliert.

Glaubst Du, dass ein guter Soft Tip Spieler auch ein guter Steel-Darter ist oder ist es eher anders herum, dass ein guter Steel-Dart Spieler auch ein guter Soft Dart Spieler sein wird?

Ein guter Steel-Dart Spieler wird wahrscheinlich auch ein sehr guter Soft-Dart Spieler sein, aber andersherum muss es nicht so sein - ein guter Soft-Dart Spieler könnte auch ein schlechter Steel-Dart Spieler sein.
Es gibt nur eine Ausnahme, weil es im Soft Dart ein Gewichts-Limit für die Darts gibt - das Maximum sind 20gr, wenn Du also ein Steel-Darter Spieler bist, der einen schweren Dart spielt, also schwerer als 28gr, könnte es ein Kampf sein, Dich an Soft Darts zu gewöhnen. Das könnte vielleicht ein Grund dafür sein, warum Phil Taylor sich in Soft Darts nicht so ausgezeichnet hat wie zum Beispiel John Part. Er wirft normaler Weise mit 26gr schweren Darts, aber ich weiß, dass er sowieso nicht oft Soft Darts spielt.

Ich habe gelesen, dass man in Soft Dart andere Finishs und andere Finish-Wege geht, dass durch die Größe des Bullseyes die meisten Spieler beim Ausmachen über das Bullseye gehen.

Ja das stimmt. Das Scoring und die Finishs sind anders, die Prozentzahlen der verwendeten Finishs sind anders. Es geht darum das größere Zielfeld zu treffen und das Bull ist größer als das Doppel im Soft Dart - das äußere und das innere Bull zählen in Soft Darts beide 50, also ist es besser das Bull zu treffen zum Scoren, als die Tripel 20.
Bei einem 101er Finish würde man so normalerweise in Steel-Dart über Tripel 20, Single 9, Doppel 16 gehen, aber in Soft Darts wirft man Bull, Single 1, Bull (manchmal kann man beim Soft Tip auch gewinnen, wenn man ein Tripel trifft, das hängt vom Spiel ab - das nennt sich dann Master Out, da würfe ich Bull, Tripel 17 gehen, wenn ich das Tripel nicht treffen sondern nur die Single 17, kann ich immer noch die Doppel 17 zum Sieg treffen).

Gibt es eigentlich eine nationale chinesische Dart-Organisation? Oder überhaupt eine Organisation in China?

Es gibt in China verschiedene Gruppen, aber momentan sind sie nirgend wo angebunden, weder bei der WDF noch bei der PDC soweit ich weiß. Die IDF (International Darts Federation) organisiert ein paar Turniere in China und scheint die Organisation zu sein, die momentan dort am meisten arbeitet, es geht in China alles ziemlich bürokratisch zu, also könnte es schwierig sein, das mit dem Dartsport zu regeln.

Hongkong ist Mitglied der WDF - ist es im Dartsport unabhängig von China?

Ja, glücklicherweise.

Gibt es in Hongkong Dartligen und Dart Pubs als so eine Art britischer Überbleibsel?

Haha, ja, viele. Viele der bekannten Pub Namen wie Railway oder Kings Arms und ähnliches. Hongkong war ja lange Zeit eine britische Kolonie und ich denke, es wird diesen britischen Touch nie verlieren. Die Dart Society wurde von den Briten gegründet.

Ich habe gelesen, dass Du von Puma gesponsert wirst - ist Puma der dominierende Dart-Hersteller in Asien?

Sie sind hier schon sehr groß, sie machen eine Menge, um den Dartsport in Asien zu unterstützen. Ich habe Peter McCormick während ich den Asia Pacific Cup gespielt habe in Neuseeland getroffen, er ist ein netter Kerl und gibt einem sehr viel Unterstützung. Auch Cosmo Darts ist kürzlich an mich heran getreten und sie sponsern mich jetzt auch.

Sind die großen britischen Hersteller wie Unicorn, Target oder Winmau auch in Asien aktiv?

Ja, das sind sie und andere auch. Ich kenne einige Leute, die in Hongkong und Japan Dart-Läden haben und Dart Ausrüstung geht weg wie warme Semmeln.

Gibt es neben Cosmo Darts noch andere asiatische Hersteller?

Cosmo Darts sind toll - sie sponsern mich seit kurzer Zeit, sie haben das "Fit Flight" System, etwas, was die meisten Top Spieler jetzt benutzen, weil es die Reflektion verringert, was in Soft Dart sehr wichtig ist und weil es auch viel haltbarer ist. Es gibt viele japanische Hersteller, DMC, die Paul Lim sponsern, Tiga ist der Sponsor von Masa Lui, einem 14-jährigen und zukünftigen Star aus Hongkong. Dann gibt es in China "180", die Royden Lam sponsern.

Gibt es denn in Asien viele Steel-Dart Turniere?

Oh ja. In jedem asiatischen Land gibt es ein jährliches WDF Open, auf den Philippinen gibt es ein paar mehr, sie werden kräftig von Manny Pacquiao gesponsert, der ein großer Dart Fan ist. Und natürlich organisiert die PDC Qualifikationen für die Weltmeisterschaft.

Im Augenblick wird eine große Soft Tip Turnier Serie in Asien gespielt, wer hat sie organisiert?

Sie wird vom "The World" Komitee organisiert, dem die Dartslive Group vorsteht, eine japanische Firma mit starken Verbindungen zur Software/Spiel Firma Sega. In Hongkong ist Steve Ngu der Chef, der unsere Version von Pacquiao ist. Er ist sehr wohlhabend und er unterstützt die Dart Gemeinde hier sehr großzügig. Er hat sein ganzes Geld mit der Sport-ausrüstungs- Industrie in Asien gemacht. Man sieht ihn oft in seinem Lambo oder Hummer durch Hangkong fahren.

Kannst Du uns etwas mehr darüber erzählen - wie viel Turniere gespielt werden, wie hoch das Preisgeld ist, wie viele Spieler teilnehmen und wie das Format der Turniere ist?

Es wird in acht Phasen gespielt, am Ende steht das Grand Final. Am Tag vor jeder Phase findet ein Shootout statt, der über die Setzliste entscheidet. Der Shootout ist so ähnlich wie "around the clock", es wird aber mit einem Multiplikator gespielt, was die Sache knifflig macht. Das Format ist die ganze Zeit Best of Five: 701 - Cricket - 701 - Cricket - Wahl. Der Sieger jeder Phase bekommt 100 000 Hongkong Dollar, der Sieger des Finales bekommt 1 Million Hongkong Dollar. Die Top 48 Spieler des Gesamtrankings sind für das Grand Final gesetzt, dazu kommen 16 Qualifikanten aus den Rankingpositionen 49 - 100.

Wie man liest ist das Preisgeld sehr hoch, wer bezahlt es?

Die Dartslive Gruppe, ein Automaten Hersteller - verdient jede Menge Geld mit Soft Darts und recycelt einen Teil davon jetzt mit dem Turnier zurück zu den Spielern.

Nehmen auch europäische oder amerikanische Spieler am Turnier teil?

Eine Handvoll Amerikaner/Kanadier sind unter den Teilnehmern: John Part, Scotty Burnett, Chris White und Robert Heckmann, David Fatum meinte, er wird noch teilnehmen und Ray Carver war auch schon da. Aber aus Europa war noch niemand dabei.

Spielst Du denn mit???

Aber natürlich!

Ich habe gelesen, dass es für die Turnierserie einen Live-Stream gibt?

Ja, bei Ustream gibt es da einen Link. Auf der Internetseite ist er angegeben:"The World"

Kann man denn in Asien Darts im Fernsehen sehen? Oder nur über einen Stream?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Darts zu verfolgen. Es gibt Spiele, die via Satellit übertragen werden, ein paar mehr im normalen Fernsehen. ESPN wird wahrscheinlich in Kürze auch das "World" Turnier zeigen. Aber natürlich schauen sich die meisten Leute aufgezeichnete Spiele über Youtube oder anderen Internetseiten online an.

Weißt Du, wie bekannt Spieler wie Phil Taylor oder Martin Adams in Asien tatsächlich sind?

Martin Adams ist nicht sehr bekannt, tatsächlich sind alle BDO/WDF Spieler kaum bekannt, aber jeder kennt die PDC Spieler. Wenn man an Dart interessiert ist, wird man auf jeden Fall Phil Taylors Namen kennen, ganz egal in welchem Land man zuhause ist.

Reisen diese Spieler manchmal durch Asien?

Nur sehr selten. John Part war schon immer und ist auch immer noch der Top Spieler, der regelmäßig immer wieder einmal nach Asien kommt. Gary Mawson war auch schon da.

Was denkst Du, welche Vorbilder die Dartspieler in Asien haben?

Das dürften schon hauptsächlich die asiatischen Top Spieler sein, ganz besonders die japanischen Spieler wie Hashimoto, Eguchi, Taro Yachi, Hoshino, sie sind alle sehr geachtet, wenn sie spielen, egal, ob sie verlieren oder gewinnen.
Und dann gibt es natürlich Henry Ho. Du hast vielleicht noch nicht von ihm gehört, aber er ist hier in Asien sehr bekannt und die alten Knaben wie Bristow und John Lowe kennen ihn auch. Er ist vor ein paar Jahren gestorben. Er war sogar einmal unter den Top Ten der WDF - der am höchsten platzierte Spieler aus Hongkong bisher - und er ist so eine Art Großvater des Dartsports in Hongkong. Jedes Jahr findet ein Henry Ho Cup statt - er war ein großartiger Botschafter des Dartsports in Hongkong und Asien.

Wahrscheinlich ist es nicht so einfach einen Sponsor zu finden???

Es wird immer einfacher!! Es ist gar keine Frage, dass Darts und Dartsausrüstung in Asien besser verkauft werden als sonst wo auf der Welt.

Was bist Du denn von Beruf?

Ich arbeite für einen bekannten Hedge-Fond als Manager für Investor-Relations.

Wäre es denn möglich, dass Du Dir in Asien Deinen Lebensunterhalt mit Dart spielen verdienst?

Auf jeden Fall. Es gibt schon einige Vollzeit Dart Profis in Asien.

Bist Du viel auf Reisen um am Dart Turnieren teilzunehmen?

Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich, ich muss dass ja immer mit meiner Arbeit koordinieren, aber normaler Weise sind es 4-5 Reisen im Jahr.

Was war für Dich bisher Deine größte Leistung und setzt Du Dir auch Ziele - vielleicht wieder an der PDC Weltmeisterschaft teilzunehmen?

Dass ich letztes Jahr die Hongkong Open gewinnen konnte war für mich eine große Leistung, einige sehr bekannte Spieler haben das Turnier in der Vergangenheit gewonnen. 2008 war ich der Team Kapitän des Teams von Hongkong für den WDF Asia Pacific Cup, das war wirklich ein Privileg. Aber an der PDC Weltmeisterschaft teilzunehmen wird immer etwas besonderes sein und ich wäre begeistert, wenn ich wieder kommen könnte.

In England wird momentan viel von professionelleren Wege im Dart Training geredet so wie dass in anderen Sportarten der Fall ist, auch um Dart Akademien geht es immer wieder - spricht man darüber auch in Asien?

Da bin ich etwas unsicher - Dart ist für mich einfach Training, Training, Training, aber wenn man einen starken Willen hat und seinen Körper fit hält, wird das sicher helfen. Aber wenn man sich die Konstitution der besten Spieler der Welt während all der Jahr ansieht, findet man schon Gemeinsamkeiten - man muss nicht Usain Bolt oder Lance Armstrong sein, ein kräftiger Arm dürfte aber helfen.

Die nationale Organisation von Australien - darts australia - sieht als wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit auch das Coaching an, wie ist das in Hongkong?

Hier ist es etwas anders - Anfänger suchen sich einen Dartspieler, den sie mögen und gehen auf ihn zu, um herauszufinden, ob er sie trainieren will.
Das ist genauso wie bei den Kampfsportarten/Kung Fu hier in Hongkong. Du hast einen Meister (sifu auf Chinesisch) und seine Studenten. Es gibt viele Dart Sifus hier in Hongkong.

Trainierst Du selbst auch und was trainierst Du?

Ja, ich trainiere jeden Tag. Normaler Weise morgens eine halbe Stunde. Ich gehe auch oft mittags nach Hause und trainiere eine Stunde, und dann noch nach der Arbeit auch wieder eine Stunde oder so, also so zwei Stunden am Tag. Ich würde gerne mehr trainieren, aber aus Termingründen ist das mit meiner Arbeit nicht zu vereinbaren.
Jeder hat ja seine eigene Routine und ich habe John Parts und John Lowes Trainingsratschläge gelesen - so ähnlich trainiere ich auch. Wie Paul Lim sagen würde, es geht darum dieses "Muskel Gedächtnis" zu trainieren.

Bist Du vielleicht auch an diesen neuen Ideen interessiert - an Sportpsychologie vielleicht?

Schon etwas. Wenn man einen starken Willen hat hilft das wirklich. Wenn man an sich selbst glaubt, denke ich, dass man alles erreichen kann, was man möchte. Ich habe Bücher wie "The Secret" von Byrne und "The Power of now" von Tolle gelesen oder auch die extremeren Dinge von David Icke, sie haben alle ein gemeinsames Muster - Du kannst alles erreichen, was Du erreichen möchtest.

Trainierst Du für Soft Darts und Steel-Darts gleich oder gibt es da Unterschiede?

Ich trainiere überwiegend Steel-Dart, weil das schwieriger ist.

Was gefällt Dir am Dartsport am Besten?

Der Wettkampf. Wenn man ein Turnier gewinnt, gibt einem das ein unglaubliches Gefühl, etwas bewerkstelligt zu haben. Es ist sehr nervenaufreibend in großen Turnieren zu spielen, aber es macht süchtig.

Hast Du neben dem Dartsport auch noch andere Hobbys oder Interessen?

Ich habe Pool für Hongkong gespielt (Du erinnerst Dich an meine vertrödelte Jugend im Spielzimmer?), ich bin in Snooker und Pool genauso gut wie in Darts, aber ich spiele kaum mehr Snooker oder Pool. Ich lese auch gerne Bücher über Verschwörungs-Theorien, besonders mag ich die Bücher von David Icke.











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