Interview mit Martin Schindler

Martin Schindler - geboren 1996 - wurde 2014 Deutscher Jugendmeister und nahm im gleichen Jahr zum ersten Mal an der PDC Unicorn World Youth Championship teil und auch an seinem ersten European Tour Event. Daneben spielte er überwiegend BDO/WDF Turniere und war Mitglied der deutschen National Mannschaft. 2017 nahm er an der PDC Qualifying School teil und konnte sich eine Tour Card erspielen. Schindler qualifizierte sich gleich in seinem ersten Jahr auf der Pro Tour über den Pro Tour Order of Merit für die PDC Weltmeisterschaft 2018, wo er ein der ersten Runde gegen Simon Whitlock verlor. 2018 war überwiegend ein gutes Jahr für den jungen deutschen Spieler, der zwei Development Tour Events gewinnen konnte, zwei Mal bei den Players Championships im Halbfinale stand und sich für die UK Open, die European Championship, den Grand Slam, die Players Championship Finals und für die Weltmeisterschaft 2019 qualifizieren konnte. Daneben stand er im Finale der PDC Unicorn World Youth Championship, verlor aber gegen Titelverteidiger Dimitri van den Bergh.
Während des Grand Slam konnte ich das folgende Interview mit ihm führen.




Martin - es schaut so aus, als hättest du da neulich einen richtigen Lauf gehabt - du hast dich ins Finale der Jugendweltmeisterschaft gespielt und dann noch über den Qualifier für den GSOD qualifiziert hast. Hat es dir im Qualifier geholfen, das du schon richtig eingespielt und in Schwung warst?

Das spielte wahrscheinlich auch eine Rolle. Aber ich hatte extra das Wochenende vorher pausiert und gar nichts gemacht. Das war gut. Daneben war ich beim Ausmachen ziemlich kaltschnäuzig und habe die Doppel 16 sehr gut getroffen.

Was hast du schwieriger gefunden - dich im Jugendturnier durchzusetzen oder dich im Qualifier zu qualifizieren?

Der Grand Slam Qualifier war schwieriger. Da musste ich ja erst mal wieder runter kommen und den Sieg verarbeiten. Und sehen, dass meine Konzentration noch/wieder da war. Aber ich hatte bei der Auslosung auch ziemlich Glück.

Und worüber hast du dich mehr gefreut?

Über die Grand Slam Teilnahme habe ich mich noch mehr gefreut. Er ist für mich ein ganz besonderes Turnier, weil da eben auch BDO Spieler dabei sind.

Der Grand Slam ist ja für dich nicht dein erstes großes PDC Turnier - bist du trotzdem noch nervös?

Eigentlich bin ich nicht so arg nervös.

Was hältst du denn vom Format, das ja ganz ähnlich wie das der Jugendweltmeisterschaft ist?

Das spielt sicher auch eine Rolle, bei diesem Format ist man einfach entspannter. Ich finde es gut.

Was für ein Format liegt dir denn am besten - Round Robin? Oder wenn Sets gespielt werden? Oder Legs?

Ich finde Round Robin sehr angenehm. Das Set Format ist auch okay, da kommt es besonders auf das Timing an. Legs finde ich persönlich am Schwersten.

Wie gut kennst du die anderen Spieler in deiner Gruppe?

Scott Mitchell kenne ich so gut wie gar nicht. Gegen Bunting habe ich vorher schon ab und zu gespielt. Mit Mensur verbindet mich natürlich die Sprache, wir haben schon ein paar Worte gewechselt, aber ich kenne ihn nicht besonders gut.

Macht es dir überhaupt etwas aus, wer dein Gegner ist? Und können dich große Namen überhaupt noch einschüchtern?

Nein, nicht mehr.

Hast du so etwas wie einen Angstgegner?

Das habe ich gar nicht.

Hast du dich jetzt auf dieses Turnier besonders vorbereitet bzw. hast du immer eine besondere Turnier Vorbereitung und wie schaut sie aus?

Ich habe nichts Besonderes gemacht, nur meine übliche Tagesroutine.

Lassen dir die vielen Turniere überhaupt noch Zeit, einem Beruf nach zu gehen oder bist du bereits Vollzeitprofi?

Ich bin inzwischen Vollprofi, ich hätte wirklich keine Zeit zu arbeiten. Außerdem müsste man da wirklich einen sehr flexiblen Arbeitgeber haben.

Und findest du noch genügend Zeit zum Trainieren?

Das ist eigentlich nicht das Problem. Das Problem ist mehr die Motivation. Wenn ich das ganze Wochenende nur Dart gespielt habe, habe ich dann manchmal Schwierigkeiten mich in meiner quasi freien Zeit zum Trainieren zu motivieren. Ich will dann nicht immer nur dauernd Dart spielen. Das ist ähnlich wie bei anderen Berufstätigen, die am Wochenende dann auch mal etwas anderes machen wollen und nicht da auch noch in ihrem Beruf tätig sein möchten.

Wieviel und was trainierst du? Trainierst du lieber alleine oder mit einem Trainingspartner?

Ich trainiere meistens alleine. Wenn ich zuhause bin trainiere ich jeden Tag mindestens eine Stunde. Viel Doppel und Finishs und die Finish Wege von 121 runter. Ich spiele auch Around the Clock.

Hast du so etwas wie einen Trainingsplan und in deinem Umfeld einen Coach, Trainer, Mentalcoach oder Manager, der dir in deinem Dartleben hilft?

Einen richtigen Trainingsplan habe ich nicht, ich habe mir das alleine zusammengestellt. Man schnappt ja schon immer so auf, was andere so machen. Wobei das wirklich vom Spieler abhängt. Es gibt auch Spieler, die überwiegend die Tripel trainieren.
Ich habe einen Manager, der mich begleitet, Flüge bucht und sich um alles kümmert bis hin zu dem was ich esse. Er redet mit mir, bringt mich wieder auf den Boden zurück. Er ist auch ein guter Freund.

Was hältst du denn von sportpsychologischen und sportwissenschaftlichen Methoden im Dart Training?

Ich habe nicht nur einen Manager, sondern arbeite auch mit einem Mentalcoach. Es ist wichtig, dass man mit jemandem reden kann.

Momentan schaut es bei dir so aus, als gäbe es für deine Karriere nur eine Richtung - nämlich bergauf. Worauf führst du das zurück?

Ich glaube das liegt es auch daran, dass ich Anfang des Jahres einen ziemlichen Durchhänger hatte, was viele gar nicht so mitbekommen haben. Dadurch habe ich auch viel gelernt - zum Beispiel Geduld, Durchhaltevermögen. Und dann habe ich natürlich inzwischen doch schon einiges an Erfahrung.

Du bist ja über deine Familie schon recht früh mit dem Dartsport in Kontakt gekommen - denkst du, das war ein Vorteil?

So früh war das mit 15 ja eigentlich nicht. Es war aber wirklich gut, dass ich immer gegen und mit meinem Vater spielen konnte. Das hat mich bei Laune gehalten, sonst wäre es mir vielleicht langweilig geworden und ich hätte gar nicht weiter gemacht.

Du hast dich schon sehr früh für die PDC und gegen die BDO/WDF entschieden - warum?

Ich habe ja schon eine Weile in der BDO gespielt und es hat mir dort auch gefallen. Was mir aber nicht gefallen hat, waren diese kurzen Formate. Da zeigt sich einfach nicht wirklich, wer der bessere Spieler ist. Die Ergebnisse kamen mir ein bisschen zufällig vor.

Hast du zuvor auch an BDO Jugendturnieren teilgenommen?

Ich habe am World Cup, dem Europe Cup und den Winmau World Masters teilgenommen.

Zusammen mit Max Hopp hast du ein ziemlich gutes Team Germany im PDC World Cup abgegeben. Woran liegt es, dass ihr zusammen so stark seid?

Wir sind wirklich gute Freunde, was dem Teamgeist sehr gut tut. Wir reden sehr viel miteinander, sprechen uns ab und feuern uns gegenseitig an.

Und wer ist nach deiner Einschätzung wirklich der bessere Spieler von euch? Oder gibt es noch einen anderen Spieler, der in deinen Augen die echte deutsche Nummer 1 ist?

Max ist auf jeden Fall der bessere Spieler von uns beiden. Aber mich interessiert gar nicht so, wer die deutsche Nummer 1 ist, mich interessiert mehr wo ich in der Weltrangliste stehe...

Sind die deutschen Spieler, wenn sie nach England Reisen oder in England sind eher eine Gruppe? Die sich vielleicht auch unter einander austauscht? Oder ist jeder von euch immer ganz alleine unterwegs?

Ich teile mir mein Zimmer immer mit meinem Manager. Aber wir sitzen schon immer alle zusammen und reden auch viel miteinander.

Du hast ja in diesem Jahr zum zweiten Mal die Superleague mitgespielt - hast du den Eindruck, dadurch hat sich dein Spiel verbessert?

Ich finde, dass sie mein Spiel auf jeden Fall verbessert hat. Und man spielt dort auch gegen genau die Spieler, die man auf der European Tour in den Qualifiern dann auch wieder trifft. Es hilft einem schon, wenn man seine Gegner genau kennt.

Planst du auch im nächsten Jahr wieder teilzunehmen?

Ja, ich werde alles mitspielen, was möglich ist.

Wie finanzierst du denn dich und deine vielen Reisen in Deutschland und nach Großbritannien? Hast du einen Sponsor, der dich unterstützt? Oder reicht das Preisgeld bereits dafür?

Ich habe schon auch einen Sponsor - bisher war es one80, jetzt ist es Bulls Niederlande - aber ich finanziere das meiste inzwischen über Preisgelder. Mein Manager kümmert sich um alles und wird dafür auch aus den Preisgeldern bezahlt.

Was schätzt du denn, was dich so ein Jahr auf dem PDC Circuit kostet?

Die Kosten bewegen sich im fünfstelligen Bereich mit einer zwei davor.

Wenn man das so hört - was rätst du denn Spielern, die einfach nur mal so an der Q-School teilnehmen wollen?

Man sollte nicht nur auf Verdacht teilnehmen. Schon im Vorfeld sollte man sich über Kosten und Vorrausetzungen der Pro Tour im Klaren sein. Wenn man also die finanziellen Mittel nicht aufbringen kann oder einen Job hat, der einem ausfüllt, und den man nicht aufgeben möchte, lohnt es sich nicht wirklich.

Was für Darts spielst du? Spielst du sie schon immer oder wechselst du deine Darts öfters?

Nun ja, ich habe sie gerade gewechselt... Ich hatte bisher one80 Darts in 23 g, jetzt sind es aber 23 g darts von meinem neuen Sponsor Bulls Niederlande, die am 26. November neu auf den Markt kommen werden. Bei denen ist der Barrel nicht mehr ganz gerade wie bei meinen vorherigen Darts, sondern wird in der Mitte etwas dicker.

Bastelst du gerne an deinem Set-Up herum, um es noch zu verbessern?

Eigentlich gar nicht, ich bin in dieser Hinsicht ziemlich beständig

Bist du jemand, der nach seinen Spielen, besonders nach den verlorenen, versucht zu analysieren und herauszufinden, was du möglicherweise falsch gemacht hast?

Ich rede eigentlich immer mit meinem Manager darüber. Das ist auf jeden Fall sinnvoll und hilfreich.

Hast du besondere Stärken? Oder Schwächen?

Ich bin ein ganz schlechter Verlierer. Meine Stärke ist wohl meine "Abgebrühtheit", ich denke, die ist angeboren.

Was fasziniert dich am meisten im Dartsport?

Die Situation in den Spielen und wie sie sich verändert.

Hast du noch andere Hobbys oder Interessen?

Ich habe früher Tischtennis und auch Fussball gespielt. Fussball spiele ich aber nicht mehr, da ist die Verletzungsgefahr zu hoch. Ich bin aber schon ein Fussball Fan. Meine Lieblingsvereine sind Hertha BSC und Barcelona.

Hast du dann auch einen Lieblingsspieler?

Ja, den habe ich auch: Lionel Messi!














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