Interview mit Andy Hamilton

Andy Hamilton begann seine PDC Karriere 2004, als er sich für die UK Open qualifizieren konnte. 2005 war er zum ersten Mal bei der PDC Weltmeisterschaft dabei und spielte sich gleich bis in die Viertelfinale, wo er gegen Bob Anderson verlor. 2006 kam sein nächster großer Erfolg - er spielte sich in die Halbfinale des World Matchplay und erreichte auch bei der Weltmeisterschaft 2007 das gleiche Ergebnis. 2007 gewann er auch sein erstes Pro Tour Turnier und stand im Finale des Grand Slam.
Bis zum World Matchplay 2011 hörte man dann nicht mehr ganz so viel von ihm, obwohl er immer wieder einmal ein gutes Ergebnis erzielte. Das World Matchplay 2011 brachte ihn mit einem sensationellen Comeback gegen Simon Whitlock wieder zurück ins Scheinwerferlicht. Er hatte schon mit 8:15 gegen den Australier zurückgelegen, das Spiel dann aber noch mit 17:15 gewonnen. Auch bei der Weltmeisterschaft 2012 zeigte er in den Halbfinalen gegen Simon Whitlock erneut ein tolles Comeback und zog mit einem 6:5 Sieg in sein erstes Weltmeisterschaftsfinale ein, verlor dann aber gegen Adrian Lewis. Seitdem hat sich Hamilton unter den Top 10 der Welt etabliert.
Während des Grand Slam hatte ich nach seinem Spiel gegen Brendan Dolan Gelegenheit zu einem Interview mit Andy.





Das war ein gutes Spiel...

Oh ja, ich bin damit sehr zufrieden. In diesem kurzen Format kann ja alles passieren. Dieses Spiel lief zu meinen Gunsten und Brendan war derjenige, der Probleme hatte.

Spielst du gerne den Grand Slam?

Ich liebe das Turnier und habe es in den letzten beiden Jahren richtig vermisst. Ich bin ja der einzige Spieler, der zwei Mal im Last Leg Shoot Out stand - na ja, für mich selbst war das nicht so toll, aber den Zuschauern hat es sehr gefallen.

Andy, ich kann es immer kaum glauben, wenn ich in deiner Biographie lese, dass du 20 Jahre lang zu wenig Selbstvertrauen hattest, um an Dart Turnieren teilzunehmen.

Das ist aber wirklich wahr. Ich habe all diese Top Spieler im Fernsehen gesehen und kam mir dagegen richtig klein vor. Also habe ich eben vor Ort Dart gespielt, in der Liga, in der Super League und auf County Ebene.

Und was hat dir geholfen, dann doch der PDC beizutreten?

Ich konnte mich für die UK Open qualifizieren und dachte dann, ich könnte es einfach einmal ausprobieren.

Aber in der BDO hast du nie gespielt?

Nein, das wollte ich nie und nachdem ich die PDC ausprobiert hatte, habe ich sowieso jeden Gedanken daran aufgegeben.

Du stammst aus einer Familie von Dartspielern?

Ja, vor allem mein Vater hat mich inspiriert. Er hat auch auf lokaler Ebene gespielt, genau wie ich. County und Super League. Er hat mir das Dart spielen beigebracht als ich so 14 oder 15 war. Eigentlich mache ich das alles für ihn.
Zu einer Zeit hätten wir unser eigenes Team Hamilton aufmachen können: Vater, Bruder, Onkel, Tante und ich!

Und wer war der Beste?

Natürlich ich!!!

Du bist ja ziemlich erfolgreich in die PDC gestartet, dann war es eine Zeitlang ganz ruhig um dich und seit dem World Matchplay 2011 scheinst du fast nicht aufzuhalten zu sein - hast du irgendetwas verändert?

Ich habe eigentlich nichts verändert und es hat sich auch nichts verändert. Man hat als Dartspieler einfach solche Phasen. Das ist wie ein riesiger Tunnel, in dem man steckt. Für mich war es dieses Mal ein ziemlich langer Tunnel, aber ich kam durch.
Vor zwei Jahren habe ich sogar daran gedacht eine Pause einzulegen.

Hilft denn eine Pause?

Na ja, eigentlich eher nicht...Ich denke, dass es ziemlich schwierig ist, danach wieder zurück zu kommen.

In deinen ersten Jahren auf dem Circuit hast du viel mit Phil Taylor trainiert - warum hast du damit aufgehört?

Das war schon eine ziemlich frustrierende Erfahrung und mein Spiel hat es überhaupt nicht voran gebracht. Phils im Übrigen auch nicht.

Gab es denn überhaupt irgendetwas, was du dabei gelernt hast?

Ich glaube, ich habe sehr viel über Engagement und Einsatz gelernt.

Und jetzt trainierst du mit Colin Osborne?

Nein, nicht mehr. Das war so vor drei Jahren. Dann bin ich aber für zwei Jahre nach Derby gezogen. Jetzt bin ich wieder zurück in Stoke.

Warum bist du zurückgekommen?

Stoke ist eben meine Heimat. Ich wollte einfach zurück bei der Familie sein.

Stoke -on-Trent scheint ja eine richtige Hochburg des Dartsports zu sein - gibt es dafür eigentlich einen Grund?

Ich habe keine Ahnung, aber es war immer schon so, auch als ich noch ein Kind war. Wir könnten ein eigenes County Team bilden, eines, das stärker ist als alle anderen. Da aber die meisten von uns in der PDC spielen, dürfen wir das ja nicht. Vielleich liegt es mit daran, dass Stoke eine Arbeiterstadt ist und fast jeder Dart spielt.

Gibt es denn auch junge Spieler - Nachwuchs also?

Ja, es gibt schon einige Nachwuchsspieler. Ich kenne zwei, die an der Youth Tour teilnehmen.

Bist du immer schon ein Spieler gewesen, der hohe Scores wirft?

Ja, das war schon immer der wichtigste Bestandteil meines Spiels. Vielleicht sind die Scores nicht immer enorm hoch, aber sie kommen sehr beständig. An meinen Doppeln muss ich auf jeden Fall mehr arbeiten.

Wohnst du eigentlich zuhause, wenn du an einem Turnier in deiner Nähe wie dem Grand Slam teilnimmst und ist so etwas ein Vorteil?

Nein - ich wohne auch dann nicht zuhause. Meiner Meinung nach ist es besser, wenn man während eines Turniers nicht zu Hause wohnt. Man bleibt dann einfach stärker fokussiert. Zu Hause würde man viel zu sehr abgelenkt.

Wie stark wirkt sich die ganze Reiserei auf die Darts aus?

Es hat auf jeden Fall eine negative Auswirkung. Das ganz Reisen und Fahren ist schon ziemlich ermüdend.

Du fährst selbst?

Ja, ich fahre tatsächlich selbst.

Dieses Jahr hast du ja zum ersten Mal an der Premier League teilgenommen - hat es dir Spaß gemacht?

Ich habe es geliebt.

Und betrachtest du die Premier League als "ernsthaften Dartsport"? Oder siehst du sie - wie manche Dartpuristen - eher als eine besonders gut bezahlte Exhibition?

Für mich sind das wirklich ernsthafte Darts und eigentlich genau das, was ich am liebsten mache - mit den besten Spieler in einem Wettkampf zu stehen. Natürlich muss man sich irgendwie mit den Zuschauern arrangieren.

Spielst du den gerne auf der großen Bühne oder ziehst du die Floor Turniere vor?

Ich stehe sehr gerne auf der Bühne. Am liebsten wäre es mir, jedes Spiel würde auf der großen Bühne gespielt. Diese Floor Turniere bringen sehr lange Tage mit sich und sind furchtbar ermüdend. Ein Spiel pro Tag - das finde ich toll.

Bei den großen Turnieren wirst du fast immer von deiner Frau begleitet - wie viel bedeutet dir ihre Unterstützung?

Die bedeutet mir eine Menge und sie ist auch wirklich eine Unterstützung. Du kennst ja sicher auch den Ausspruch, dass hinter jedem starken Mann eine starke Frau steht!

Und wie ist das mit den Fans - sind sie mehr Unterstützung oder Last?

Nun ja - die können schon beides sein! Womit aber viel schwieriger umzugehen ist, ist der Lärm. Das ist das eigentliche Problem. Aber Fokus hilft dabei, ihn auszublenden.

Wie überwindest du denn eine Niederlage?

Das ist natürlich nicht so ganz einfach. Ich habe dann meistens für ein paar Minuten richtig schlechte Laune. Aber das ist schnell vorbei und dann kann ich das nächste Spiel kaum erwarten!

Hast du außerhalb des Dartsports irgendwelche Hobbys?

Ja, das habe ich, man muss das einfach haben. Ich lese sehr viel und sehr gerne. Dann spiele ich ein bisschen - und sehr schlecht - Golf. Und ich schaue sehr gerne Fußball.











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